Jedes Jahr wenn die Temperaturen wieder steigen ist es das selbe Spiel bzw. die bange Frage: „..kühlt Sie denn noch?„
Mit „sie“ ist natürlich die Klimaanlage gemeint – zwar war sie mit schlanken 4.269,30 DM* für die einfachere Ausführung (SA-Code 58/0) ohne automatische Luftverteilung und Gebläsesteuerung jedoch dafür mit Schnellscheibenabtrocknung und zwei Klimazonen eines der kostspieligen Extras die sich ein S-Klasse Connaisseur seinerzeit leisten konnte, aber es ging noch teurer – für 5.130 DM* gab es eine Klimatisierungsautomatik (SA-Code 58/1). Allerdings stand bei dieser Variante mehr der Showeffekt im Vordergrund denn die Verbesserung der Kühlleistung – hatte man doch nun einen modern und aufgeräumt wirkenden Schalterblock und musste NICHTS mehr tun als das Wohlfühlprgramm und die Temperatur wählen, den Rest macht die Anlage automatisch – wie gemacht für Amerikaner.
*Preise aus Mercedes-Benz PL51 vom Februar 1988
Der Kenner wird sich nun aber ins Fäustchen lachen und denken dass er gerne einen zusätzlichen „Schalterklick“ ausführt – nämlich auf das Eiskristallsymbol – dafür aber wenigstens zwei getrennt regelbare Klimazonen (für Fahrer und Beifahrer) erhält. Und seien wir mal ehrlich, so ein enormer Aufwand ist es doch nicht auch noch die Gebläseleistung bzw. die Luftverteilrichtung anzupassen!? Zumal im W126 eigentlich ständig die Einstellung auf „3 Uhr“ des Luftverteilschalters mehr als ausreichend ist – seinem starken Innenraumgebläse sei Dank.
Für die heutige Zeit gilt ganz schlicht und ergreifend: Hauptsache der Traum W126 hat eine im Daimler-Deutsch auch Kälteanlage genannte Einrichtung an Bord, denn anders kann man es heute im hochsommerlichen Stadtverkehr oder auf der Autobahn kaum mehr ertragen… zudem wo doch heute jeder Kleinwagen bereits eine solche Luxusausstattung serienmässig an Bord hat.
Wir wollen uns hier heute aber ausschließlich mit den Modellen der 2.Serie befassen – denn sie haben teilweise recht ähnliche Klimakompressoren wie sie auch heute noch Verwendung finden.
Zunächst einmal der optische Vergleich
so sahen die Klimaanlage (58/0) und die Klimaautomatik (58/1) in der 2.Serie des W126 (ab Ende 1985) aus – daran hat sich auch bis zum Bauzeitende nichts mehr geändert:
Da unter der Rubrik „Innovationen“ bereits ein sehr ausführlicher Artikel über die zahlreichen Klimatisierungsmaßnahmen vorhanden ist, wird an dieser Stelle nun mehr beleuchtet was wann zu tun ist, wenn die Kälteanlage ihren Dienst bereits quittiert hat oder kurz davor steht.
An dieser Stelle sei nur kurz eine schematische Darstellung erwähnt – damit man sich besser vorstellen kann welche Bauteile hauptsächlich zur Klimaanlage gehören. Im W126 gibt es allerdings noch viele kleinere – verborgene – Bauteile die maßgeblichen Einfluss auf die Regelung und Güte derselben haben:
Der Klima-Check
Vorsorge ist immer das Beste – das lernt man schon beim Arzt (egal welcher Couleur). Aus dem Grunde – und weil ich es gerade am eigenen Leib erfahren habe – empfehle ich alle rund 3-4 Jahre einen Klimacheck durchführen zu lassen.
Das tut überhaupt nicht weh und ist wie z.B. die Zahnreinigung ein schneller Prozess wenn nicht weitere Dinge hierbei entdeckt werden.
Man fährt bei seinem (Klima)Betrieb der Wahl vor und lässt das moderne Gerät anklemmen. Der Rest ist mehr oder weniger Routine – es wird zunächst die Anlage entleert und so herausgefunden wie viel noch in der Anlage ist (auch hieraus kann man Rückschlüsse auf Lecks o.ä. ableiten).
Bei meinem Wagen wurde vor gut 5 Jahren eine Klimaanlage nachgerüstet und selbstverständlich direkt auch R134a gerüstet – von der ehemaligen Füllung von rund 950gr waren noch 350gr verblieben – die Anlage kühlte ohne Probleme (aber nicht mehr 100% wie man nachher sehr leicht am nun vorhandenen Frostgeruch erkennen kann).
Mercedes sagt das um 100gr Verlust an R134a pro Jahr im Rahmen des Normalen liegen und setzt diesen Maßstab für seine gesamte moderne Fahrzeugflotte an. Auch wurde mir versichert das der oben genannte Verlust vollkommen im Rahmen läge und man sich keine Sorgen machen müsste – überdies konnte man keinerlei Undichtigkeit feststellen. Wobei man hier auch ganz klar anmerken muss, dass mir der „Verlust“ auch etwas hoch vorkommt, aber eben dies auch schon bei zwei modernen Autos so erlebt habe. Es kann als bei einem Wagen „dichter“ sein als bei einem anderen. Das Kältemittel (ist ja ein Gas) diffundiert auch durch die Schläuche und nicht nur durch etwaig poröse Dichtungen!
Insgesamt besteht der „Klimaservice“ aus dem Absaugen der Restfüllung der Anlage, der fachlichen Analyse (abgesaugte Restfüllmenge Kältemittel, deren Gewicht, und Ölmenge), sowie dem anschliessenden Evakuieren (hier wird in der Anlage praktisch ein Vakuum erzeugt und eine gewisse Zeit gehalten, meist 20-60 min). Anschliessend füllt man die vorgeschriebene Füllmenge an R134a wieder in die Anlage.
Füllmenge mit R134a im W126 beträgt 950-1.000gr, nicht mehr!
Erkennbar ist eine Umrüstung an einem grünen Mercedes-Klima Aufkleber an der Kühlertraverse – teilweise wurden jedoch auch spezielle blaue Aufkleber von Mercedes verwendet. (Originalfüllung mit dem mittlerweile verbotenem R12 erkennbar am roten Aufkleber!)
Umrüstung einer vorhandenen R12-Anlage auf R134a
Falls die Kälteanlage noch nicht umgerüstet wurde, sich aber in einem guten Zustand befindet und evtl. sogar noch im Stande ist etwas Restkühlung zu produzieren, so gibt es zwei Möglichkeiten:
- man füllt einfach die Kältemittelmischung R413 ein und hofft das die Anlage weiterhin ihren Dienst verrichtet und dicht bleibt (eher bei Aufbrauchautos zu empfehlen und wohl seit Anfang 2013 nicht mehr überall erlaubt!)
- oder aber man rüstet komplett um auf das Kältemittel R134a und ist so auf der sicheren Seite was Leistung und Qualität der Anlage angeht
Bei einer Umrüstung auf R134a empfiehlt es sich den Kompressor mit neuen Wellendichtringen zu versehen und sämtliche O-Ringe der Klimaanlage auszutauschen (grüne Viton-Dichtringe, bekommt man alle einzeln bei Mercedes!).
Weiter ist es Pflicht die Trocknerflasche zu erneuern (häufig noch die Werkserstausrüstung und längst gesättigt, d.h. völlig unbrauchbar), hierbei sollte noch darauf geachtet werden das beide Druckschalter (Hoch- und Niederdruck) ebenfalls erneuert werden (bei R134a herrschen andere Drücke und nach über 20 Jahren schadet ein Austausch ohnehin nicht).
Essentiell ist es wohl viel wichtiger auch die Anlage von Resten des R12 zu befreien, sie also zu spülen – hier gibt es verschiedene Wege die Erfolg versprechen, der Klimafachbetrieb weiß dazu sicherlich Rat!
Weitere Umfänge bleiben dann dem Kunden bzw. dem durchführenden Betrieb überlassen – manch einer tauscht auch gerne das Expansionsventil aus, es bemisst die Menge an Kältemittel die in den Verdampfer eingespritzt wird. Finde ich persönlich auch sehr sinnvoll, denn an der Stelle werden ohnehin vier O-Ringe getauscht und das Expansionsventil dürfte im Zubehör (Original BEHR/Hella) bei max. 100 EURO liegen.
Häufig lohnt es sich auch im Zuge der Umrüstung gleich den Kondensator (vor dem Motorkühler) zu erneuern. Viele 100.000 Kilometer haben Spuren hinterlassen, Insektenreste, Straßenstaub und etwaige Steinschläge setzen dem Teil im besonderen Maße zu und eine Klimafüllung die nur einen Sommer gehalten hat kostet schliesslich auch Geld, denn neben dem Kompressor ist der Hauptausfallgrund der Kälteanlage der Kondensator!
Günstig wird eine solche Umrüstung nicht gerade, aber man kann unterm Strich preiswert verfahren indem man u.U. das auswechseln aller O-Ringe selbst vornimmt. Wichtig hierbei ist das man die neuen O-Ringe alle mit Kompressoröl (PAO 68 ist hier von Vorteil, da nicht hygroskopisch) einstreicht und dann erst montiert, so ist deren Setzverhalten deutlich günstiger und sie können nicht zerquetscht werden.
Für den W126 kann man sagen, dass die Klimakompressoren im M103 (wie auch die Motoren an sich) die modernsten sind die man im W126 bekommen kann. Der Klimakompressor fand z.B. auch Verwendung im M120 – dem großen Zwölfzylinder der Nachfolgegeneration W140. Dessen Wellendichtringe sind deutlich unproblematischer als die der V8-Kompressoren, weshalb auffällig viele V8-Modelle mit undichten oder defekten Klimakompressoren zu kämpfen haben.
Ein häufig vorkommender Defekt ist auch eine kleine Wasserlache im Fahrer- oder Beifahrerfussraum während der Sommermonate und häufiger Nutzung der Kälteanlage. Dies ist Kondenswasser welches bei jeder Klimaanlage mehr oder weniger (abhängig vom Wetter bzw. dem Taupunkt) auftritt.
Normalerweise wird es über Schläuche vom Heizungs/Klimakasten nach Außen geleitet – beim W126 links und rechts neben dem Getriebe im Kardantunnel. Auch wenn man keine Wasserlache vorfindet, so lohnt ein Austausch der Schaumstoff/Gummischläuche schon aus Prophylaxegründen!
Nach Demontage der jeweiligen Tunnelverkleidung an der Mittelkonsole hat man freien Blick auf die Schläuche und kann sie problemlos (mit etwas Fingerfertigkeit) auswechseln. Man wird erstaunt sein was da für Löcher vorhanden sein können oder aber welcher Schmutz (Staub etc. zu Schlamm gebunden) enthalten sein kann.
Also, wartet nicht zu lange – nicht dass Ihr eines Tages im Stau steht und eure Daimler-Benz Kälteanlage ihren Dienst versagt…
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG