Für uns Menschen im Jahre 2011 ist es nur schwerlich vorstellbar wie man den Tagesablauf ohne mobile Endgeräte überhaupt halbwegs planen konnte. Woher bekam man seine Informationen? Brauchte man überhaupt so viele Informationen? Musste man immer erreichbar sein?
Fest steht jedenfalls eines – kann ich aus eigenener Kindheitserfahrung beisteuern – ein Manager musste auch in den 1980er Jahren mehr oder weniger dauererreichbar sein. Es führte also kein Weg dran vorbei sich schnell für das neue C-Netz der Deutschen Bundespost zu entscheiden.
Allerdings ging das nicht so einfach wie man es heute seit vielen Jahren kennt – einfach in eines der zahlreichen Geschäfte gehen und ein Mobiltelefon auswählen war nicht drin, auch waren die Kosten enorm.
Heute wird so gut wie jeder Leser dieses Blogs über ein Smartphone verfügen, sei es mit angebissenem Apfel-Logo oder eines der Zahlreichen me-too-Produkte anderer großer Hersteller. In anderen Worten, wir reisen komfortabel in unseren S-Klasse Modellen der Baureihe W126 und sind dabei noch in der Lage mobil kommunizieren zu können.
Welch Luxus!
Um den Tagesablauf eines viel gestressten Managers etwas angenehmer zu gestalten, hat sich die Daimler-Benz AG Ende 1989 etwas völlig neues einfallen lassen – bis dato gänzlich unbekannt. Und reicht heute z.B. ein iPad oder anderer Tablet-PC aus um all die vielen Einbauten in einer solch speziellen S-Klasse zu ersetzen, so war das damals wirklich Neuland!
Die Rede ist hier heute vom „voll integrierten Büro-Kommunikationssystem„.
Angeboten wurde es für die SEL-Modelle, die Einbauten brauchten nämlich vor allem eines, viel Platz.
Die Mehrausstattung umfasste folgende Gimmicks:
- C-Netz Telefon in Mittelarmlehne vorne
- Personal-Computer (AEG Olympia Olyport Laptop 40/20)
- Multifunktionales Faxgerät (AEG Olympia Roadfax PC)
- Kardanische Deckenleuchte (wie im Flugzeug)
- vom Fond aus zu verstellender Beifahrersitz
Es handelte sich um eine Ausstattung gedacht für alle, die ständig >online< sein müssen. (O-Ton Prospekt)
Der Clou daran versteckte sich wieder einmal – eine zweite Batterie machte das Fax-Gerät während der Parkphasen weiterhin erreichbar. So dass man zurück in seinen Business-Jet kam und evtl. schon die Tages-Korrespondenz auf einen wartete.
Das Roadfax war aber nicht nur als Faxgerät ausgelegt, es diente auch als Drucker, Kopierer und Scanner (!). Man konnte handgeschriebene Dinge genauso ins Büro übermitteln wie Daten vom Laptop senden oder über das Fax empfangen – eine Art Vorläufer der eMail.
Damit der Business-Jet aber auch nach einem arbeitsreichen Tag wieder Erholung für den gestressten Manager bot, konnte man den Laptop versenken und somit nahezu unsichtbar werden lassen. Selbiges galt auch für das Faxgerät.
Wenn Ihr also demnächst unterwegs einmal eine eMail auf eurem Smartphone versendet oder empfangt, dann denkt einmal zurück (während Ihr euch in Softleder oder Feinvelours lümmelt) welch Anstrengungen da noch vor gut 20 Jahren nötig waren.
Und wenn noch einmal jemand von absoluter Vollausstattung bei seinem 560SEL spricht, dann könnt Ihr ihn getrost darauf hinweisen dass es das bei keinem (!) W126 je gegeben hat. Dafür gab es viel zu viele individuelle Ausstattungen die sich mitunter auch gegenseitig ausgeschlossen haben.
Fotos: ©Daimler AG