Um es kurz zu machen: ich bin begeistert!
Man wird es mir nicht verübeln können, aber es liegt sicher auch an der Tatsache dass ich an einer Hand abzählen kann wie oft ich ein AMG Modell bisher gefahren bzw. mitgefahren bin. Als Petrol Head stehe ich auf kräftige Benzinmotoren die auch mal ein kleines (oder auch mal großes) Staccato von sich geben und eher hart abrollen. Dies alles kann der E63!
Für diese Erfahrung der besonderen Art greife ich ebenfalls auf die Unterstützung des Kollegen Fabian von u.a. asphaltfrage.de zurück. Einerseits macht das zu zweit einfach viel mehr Freude und andererseits hat er schon deutlich mehr AMG-Erfahrung auf dem Buckel als ich!
Deshalb überlasse ich ihm das Lenkrad der zunächst gefahrenen Heckantrieb-Variante des E63 AMG gerne:
Der Motor hat mit 557PS mehr als ausreichend Leistung, neuerdings ist der 5,5 Liter V8 Motor zwangsbeatmet und schmückt sich deshalb mit „V8 Biturbo“ Schriftzügen an den verbreiterten Vorderkotflügeln.
Dank Heckantrieb muss doch der ein oder andere Drift möglich sein, wenn man mittels ESP-Taste das Setup in den SPORT-Modus versetzt hat. Soweit so gut, bzw. soweit die Theorie – in der Praxis erweist sich das Ensemble schnell als fast unfahrbar. Sobald beide Turbolader voll zu packen ist es mit der Leichtigkeit des Vortriebs erst einmal vorbei. Sei es an der Ampel an der ein Kavalierstart ca. 0,3 Sekunden nach Tritt aufs Fahrpedal problemlos auf allerlei Fahrbahnbelägen möglich ist oder aber auf der Serpentine bei der der Wumms des Motor so plötzlich und scharf kommt das man sich immer entscheiden muss zwischen sauberem Kurs oder einer etwaigen Pirouette…
Mit aktiviertem ESP ist das natürlich alles problemlos möglich, nur bremst einen hier das System von vornherein massiv aus, da der Motor bei leicht feuchtem Asphalt alle Power über die Hinterräder in Dunst zu verwandeln versucht.
Gut, nächster Stopp – wir schwenken auf ein T-Modell um, diesmal um die leistungsstärkste E-Klasse aller Zeiten. Herrlich durchdacht bei einem solchen Sportkombi, man kann mit Kind und Kegel verreisen und dennoch den Dampfhammer unter der Haube spazieren fahren. Mit sagenhaften 585 PS und einem intelligenten Allradantrieb names 4 Matic (die von AMG natürlich auch ein wenig verfeinert wurde) ist für Vortrieb in allen Lebenslagen gesorgt. Das Setup des Allradantriebs ist ca. 30 zu 70 auf die Hinterräder ausgelegt worden um dennoch eine dynamische Hecklastigkeit des Fahrzeugs zu gewährleisten. Schon nach den ersten Landstraßenkurven fällt eines auf: Leistung ist vorhanden, nicht im Überfluss sondern zum Exzess!!
Dank 4 Matic gibt es neben dem gänzlichen Fehlen eines Traktionsproblem auch einen Arbeitslosen an Bord: das ESP System kann hier aktiviert oder deaktiviert werden, es hat nie Grund einzuschreiten. Auch nicht wenn man alle 585 Pferde (die glücklicherweise nicht zu Lasagne verarbeitet wurden) abruft und so den Transport und Touristik-Mercedes in gut 3,6 Sekunden auf 100 Km/h bombt! (der Begriff Beschleunigung ist hier absolut nicht angebracht, mir ist es noch nie zuvor passiert dass die Wangen nach hinten gezogen wurden!)
Doch auch hier gibt es den Stein des Anstoßes in Form der Formgebung des Wagenbugs – auf den ersten Pressefotos dachte ich nur: „WIE KÖNNT IHR ES WAGEN!!„
Jetzt wo ich den Wagen aus vielen Blickwinkeln in Natura auf mich habe wirken lassen sehe ich das deutlich entspannter. Die Gestaltung des Heckstoßfängers mit integrierten Abgasrohren gefällt mir für ein Sport-Fahrzeug ausgesprochen gut, das Felgendesign kann auch schön daherkommen, Betonung liegt hierbei auf kann, denn es gibt erstmals wirklich viele Felgen Seitens AMG zur Auswahl, die eine Felge bzw. Farbgebung passt besser als die andere und so wird sich zeigen was die Kunden wählen werden!
Der Frontstoßfänger ist allerdings ein ganz anderes Kaliber – er erinnert irgendwie an diese „Staubsauger-Fische“ die in den Aquarien mancher China-Restaurants Kinderherzen höher schlagen lassen. Warum man das so bei einem Auto imitieren muss? Der Grund liegt hier im Technischen (jedenfalls möchte ich das Bitte glauben). Das normale Modell besitzt auf der Beifahrerseite einen großvolumigen Wasser-Luft-Ladeluftkühler, wo hingegen das potentere S Modell derer zwei besitzt (auf der Fahrerseite ein Pedant zu dem auf der Beifahrerseite). Nur so kann man die Leistung über einen großen Rahmen aufrechterhalten. Überhaupt scheint es thermisch eine enorme Herausforderung gewesen zu sein in dem doch verhältnismässig kompakten Motorraum der BR 212 solch eine Maschine unterzubringen.
Der Kühlergrill mit dem so genannten „Twin-Blade“ gefällt mir wiederum am AMG-Modell doch ausgesprochen gut, irgendwie passt das.
Falls ich jemals in der Lage sein werde mir ein solches Auto kaufen zu können, ich würde in jedem Fall die Typenschilder entfernen und vorne einen ELEGANCE-Kühlergrill am Fahrzeug montieren. Fertig wäre der 500E Nachfolger im Jahre 2013. So jedenfalls könnte ich es mir vorstellen!
AMG hat allerdings wohl auch an die Kunden gedacht denen es zu bombastisch ist – es gibt erstmals als Sonderoption eine „EXECUTIVE“ genannte Business-Edition bei der sämtliche Typenschilder am Exterieur entfallen und eine Abgasanlage die optisch wie bei den AVANTGARDE Modellen daherkommt – also deutlich ziviler. Schade ist hierbei nur dass man nicht den Mut aufgebracht hat und diesem Paket nicht den Limousinen-Grill spendiert hat. Dies ist dann vermutlich ein Fall für die Kundenwunsch-Abteilung in Affalterbach!
Eine Anmerkung hätte ich da auch noch in Sachen „Auspuff“: der Sound ist phänomenal, gar keine Frage und Dank Klappenauspuff auch immer richtig schön sonor. Jedoch nervt es unter Umständen manchmal wenn man evtl. Kopfschmerzen hat, sich im Wagen unterhalten oder telefonieren möchte… man kann dann praktisch nicht richtig beschleunigen ohne dass man es deutlich vernimmt. Hier wäre vielleicht ein „Auspuff-Schalter“ in der Mittelkonsole der Business-Edition die bessere Wahl. Nicht falsch verstehen, ich liebe laute und sportliche Auspuffklänge, hätte aber diese auch gerne auf Knopfdruck etwas „eingedämmt“. Dies ist ja in Zeiten von Klappenauspufflösungen problemlos darstellbar!
Ich würde jederzeit… wirklich JEDERZEIT wieder zum Schlüssel greifen und davonbrausen wenn man mir dazu nur die Gelegenheit böte…
Ein wirklich tolles Fahrzeug das ich persönlich nicht nur auf dessen optische Erscheinung herunter brechen würde. AMG hat den neuen E63 bewusst sehr expressionistisch gezeichnet, ob dies von Erfolg gekrönt sein wird oder nicht, wird sich zeigen.
Andererseits sind sie damit in Affalterbach aber auch ihren Wurzeln treu geblieben, denn wirklich zahm sah bisher kein AMG Modell aus; z.B. im Jahre 1986 „the Hammer“ (ein 300E 5.6, seinerzeit die erste Limousine die die 300 Km/h-Grenze knacken konnte!), selbiges gilt auch für den Vorgänger-Typ E63. Es gehört bei AMG zum guten Ton auch immer ein wenig unseriös zu wirken, das haben doch Bodybuilder so an sich, oder nicht?
Den Fahrbericht von Fabian kann man hier nachlesen KLICK
Ein anderes nett gemachtes Video findet man bei den Kollegen Jan und Jens in ihrem neuen Auto-Video Portal Ausfahrt.tv, das Video könnt Ihr hier finden KLICK
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Dirk Weyhenmeyer & Jan Gleitsmann & Daimler AG