Bei Daimler-Benz gab es immer schon eine kleine, aber feine Tradition das größte Modell einer Baureihe mit einem so genannten „Sonderprospekt“ zu ehren, bzw. sich mit Hilfe dessen noch mehr Aufmerksamkeit bei der erlauchten und angepeilten Kundschaft zu verschaffen.
Das war bereits in den 1950er Jahren so und lief zur Hochform auf als der Typ 600 „großer Mercedes“ im Jahre 1963 vorgestellt wurde.
Für die S-Klasse gab es erstmals zum Typ 450 SEL 6.9 einen solchen Sonderprospekt – genauer im Jahr 1975, als man eine in weißem Leinen gefasste ca. Din A3 große Mappe mit vielen Fotokarten füllte und das neuen Spitzenmodell zelebrierte und detailliert beschrieb.
Doch heute soll es an dieser Stelle mehr um den Sonderprospekt zum Typ 560SEL, dem Spitzenmodell unserer Baureihe 126 gehen, denn dieser ist mindestens genauso selten wie der vom SechsNeuner.
Er wurde Ende 1985 an Interessenten und gute Kunden des Hauses versandt und sollte noch mehr Aufmerksamkeit auf den Mercedes Fünfkommasechs lenken – sicherlich nicht ganz unbedacht, denn in dieser Zeit stellten die Mitbewerber aus München auch ihren Zwölfzylinder-Wagen vor, den ersten deutschen V12 seit dem 2.Weltkrieg.
Wie im Fall des Sonderprospekts der 1970er Jahre, gab es hier wieder eine ca. Din A3 große Mappe die man diesmal seitlich aufklappen konnte und so an die inneren Werte herankam – genauer gesagt, wieder viele hochwertige Fotoseiten. Doch lassen wir Fotos sprechen:
Auch in den 1980er Jahren hat man bereits auf seine Vergangenheit, bzw. neudeutsch Heritage, geschaut und viele Vorgänger-Fahrzeuge des neuen Spitzenmodells präsentiert und als Beleg für die besondere Leistung und Herkunft herausgestellt.
Anschließend geht es in diesem schönen Werk auch um den eigentlichen Protagonisten, das neue Flaggschiff im Daimler-Benz Konzern. Darauf mussten die Kunden immerhin fast sechs Jahre warten – so groß war die zeitliche Lücke im Portfolio von Daimler-Benz bis der Nachfolger des 450SEL 6.9 endlich vorgestellt wurde.
Es gibt aber auch ein paar recht besondere bzw. ungewöhnliche Eigenarten an diesem Fotofahrzeug. Speziell hervorzuheben wäre hier wohl der Schalter des elektrischen Heckrollos, den es so nie in einem Serienfahrzeug gegeben hat. Er ist oberhalb der Klimabedienung in die Holzverkleidung eingesetzt, statt unten in der Ablageschale. Zudem gab es den Schalter nie in der „W123-Ausführung“ sondern immer nur im kleineren, moderneren Design des W124.
Auch hat der Wagen zwar eine Vollleder Coupésitzanlage, jedoch keine Sitzheizung der Vordersitze. Zudem recht ungewöhnlich für die damalige Zeit: kein Fahrerairbag im Spitzenmodell. Alles Dinge die es zum Stand des Baus des Fotowagens eben einfach noch nicht gegeben hat und man wollte nicht das alte Lenkrad in den neuen Wagen einbauen. Heute, fast 29 Jahre danach, wirkt es einfach etwas skurril.
Definitiv ein Sammlerstück das in keinem Privat-Archiv fehlen sollte – so denken wir!
Aber eine gute Nachricht zum Schluss gibt es doch noch: Mercedes hat natürlich an dieser Tradition festgehalten und sowohl für den Typ 600SEL im Jahre 1991, wie auch für den S500 im Jahr 1998, den S500 im Jahr 2005 und die BR 222 im vergangenen Jahr, immer wieder solche Sonderprospekte an die Kundschaft ausgegeben.
Also aufgepasst, denn eine Sammlung kann man auch heute noch beginnen aufzubauen!