Wechsel der Bremsflüssigkeit – warum es so wichtig ist, dies professionell durchführen zu lassen (W126)

Jeder weiß das es sich bei der Bremsflüssigkeit um ein sehr wichtiges und sicherheitsrelevantes Medium im Automobil handelt. Dennoch ist sie gerade bei Liebhaberfahrzeugen häufig hoffnungslos überaltert und somit ein Risiko (nicht nur im Bezug auf Korrosion). Und dies passiert nicht, weil sich der verantwortungsbewusste Automobilist darum nicht kümmern würde, nein viel häufiger passiert es aus Unwissenheit!
Denn ein Wechsel in der heimischen Garage setzt nicht nur ziemliches Know-How voraus, sondern auch spezielle Gerätschaften um die Flüssigkeit wirklich zuverlässig zu erneuern und das System dabei gleichzeitig auch zu spülen!

Bremsflüssigkeit ist stark hygroskopisch, d.h. sie zieht Wasser aus der Umgebungsluft und reichert sich selbst damit an. Die Crux an der Sache, je stärker die Bremsanlage gefordert wird, desto schneller (und mehr) Wasser kann in sie hineingelangen.

Daimler-Benz hat für die BR 126 generell einen Wechsel der Bremsflüssigkeit einmal jährlich vorgeschrieben – darauf weißt sogar die Bedienungsanleitung des Fahrzeugs hin. Ein Wechsel habe möglichst im Frühjahr stattzufinden.

Doch Zeiten ändern sich, nicht nur das Anforderungsprofil der großen Reiselimousinen, die zwar heute immer noch große (und sehr gute) Reiselimousinen sind, aber häufig auf nicht mehr als rund 5.000 Kilometer im Jahr kommen. Zudem hat sich die Bremsflüssigkeit ebenfalls weiterentwickelt und man heute getrost auch der BR 126 einen Wechsel alle zwei Jahre zumuten – dieser jedoch sollte professionell durchgeführt werden! Bloss nicht mit der „Pedal-Pump-Methode„, dies ist bei ABS-Fahrzeugen generell nicht angebracht.

Bremsflüssigkeitswechsel

Exemplarisch habe ich also wieder einmal meinen 300SE in den Ring geworfen um einen kleinen Report zur Arbeitsanweisung >42-0010 Bremsanlage entlüften bzw. Bremsflüssigkeit erneuern< zu erstellen. Wir von fünfkommasechs wünschen uns – neben zufriedenen Lesern – nicht lieber als Nachahmer. Deshalb werfen sich Herr Fünfkommasechs und meine Wenigkeit auch in jede noch so kleine Baustelle am W126 um Licht ins Dunkel zu bringen – häufig, koste es was es wolle.

So erschienen meine BlechDiva und ich auch pünktlich am vergangenen Freitag in der Bertha Benz Klinik – die Wahl fällt hier seit einiger Zeit auf einen ganz speziellen Mercedes-Benz Stützpunkt, nämlich Motor-Fritsche in Köln-Lövenich.
Wer jetzt Werbung ruft, der darf dies ruhig tun, ich schäme mich nicht für einen guten Betrieb, mit guter Leistung und motivierten Mitarbeitern auch einmal „Gute Worte“ einzulegen. Wir haben an dieser Stelle schon des öfteren Betriebe hervorgehoben die wir uneingeschränkt empfehlen können – leider beziehen sich unsere Tipps aber notgedrungen nur auf den Köln-Bonner Raum, sowie das Rhein-Main-Gebiet.

Also, Haube auf, Schutzdecken auf die Kotflügel gelegt und schon kam das spezielle Bremsflüssigkeitswechselgerät mit dem Fass, voll frischer Bremsflüssigkeit.
Das es nach gut zwei Jahren bitter nötig ist, erkennt man sehr gut – in meinem Vorratsbehälter befand sich eher so etwas wie Cola oder alter Apfelsaft…

Ein Blick auf das Fass des Bremsflüssigkeitswechselgerät (tolles Wort) zeigt, dass es sich um Original Mercedes Bremsflüssigkeit DOT4 PLUS nach Vorgabe MB-Blatt 331.0 handelt – so soll es sein. Natürlich dürfte auch die von ATE oder Konsorten gut genug sein, jedoch ist es durchaus beruhigender wenn das Werk die Vorgabe überwacht – dies meine ureigene Sicht der Dinge.

Der Wechsel der Flüssigkeit beginnt damit, das man den Vorratsbehälter zunächst fast vollständig mit einer Art großer Spritze entleert und mit frischer Flüssigkeit wieder auffüllt. Danach wird das Fahrzeug angehoben und der eigentliche Vorgang beginnt – hinten rechts am Rad wird als Erstes die Flüssigkeit abgelassen und dadurch gewechselt. Dies hat auch seinen guten Grund, denn dies ist der längste Weg vom Motorraum aus.

So geht es dann weiter Reih um, das linke Hinterrad und anschließend das rechte Vorderrad, bis hin zum linken Vorderrad.
Nebenbei kann man auch prima einen Blick unter sein Fahrzeug werfen und sich gleich ein wenig Ärgern, wie sehr der Unterboden doch durch Regenfahrten immer wieder verschmutzt… in meiner Traumwelt habe ich eine Hebebühne Zuhause und kann nach Herzenslust den Unterboden mittels Trockeneis-Strahlung vom Straßenschmutz befreien… ja, man braucht schon einen Spleen!

Beim selber auswechseln der Bremsflüssigkeit besteht immer die Gefahr das man Luftblasen ins System einschleust, oder nicht konsequent die ganze alte Brühe aus den Leitungen bekommt, oder nur unweit schlimmer – durch die Pedal-Pump-Methode – den ABS-Regelblock oder wahlweise den Hauptbremszylinder zerstört.
In den Arbeitsanweisungen für den Kundendienst stand schon Ende der 1970er Jahr geschrieben, das man bei Fahrzeugen mit Anti-Blockier-System zwingend mit einem Druckgerät die Flüssigkeit wechseln müsse, man wusste schon damals warum!
Zudem dauert die ganze Prozedur nur rund 30min (incl. Auf- und Abfahrt vom Gelände des Mercedes-Händlers, Termin vorausgesetzt!) und kostet incl. neuer Flüssigkeit und fachgerechter Entsorgung der alten Flüssigkeit nur zwischen ca. 55-75 EURO (bei Motor-Fritsche als „Klassiker-Tarif“ sogar nur unschlagbare 39,90 EURO incl. Material!).
Das ist es mir definitiv wert, man kann schon genug selbst an der Bremsanlage schrauben und dadurch Geld sparen, jedoch in Sachen Bremsflüssigkeit oder dem Wechsel von Komponenten im Flüssigkeitskreislauf hört für mich als passionierten Selbst-Schrauber der Spaß auf. Zumal man es selbst nicht in 30min so einfach hinbekommt.

Das Endergebnis schaut an dieser Stelle so aus: keine Spur mehr von Cola oder altem Apfelsaft…

Ich sage Danke für die ausgeführte Arbeit nach Lövenich und verbleibe mit einem „Bis bald!“

Symbolhaft habe ich ein altes (zu altes) Serviceheft heraus gekramt und unseren tollen Stempel hinein gestempelt… warum? Weil es Spaß macht!

Fotos: ©fuenfkommasechs.de

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