Das Auto 2000
Das erste Projekt dass maßgeblich auf der Baureihe 126 aufbaute, war im Jahre 1981 das „Auto 2000“ genannte Forschungsauto dessen Entwicklung vom Bundesministerium für Forschung und Technologie unterstützt wurde.
„Sparsam und abgasarm in die Zukunft“ – dies war der Leitspruch des ehrgeizigen Projekts das mit 110 Millionen Mark vom Forschungsministerium (BMFT) unterstützt wurde (auf alle beteiligten Fahrzeughersteller verteilt!).
Es wurden gleich zwei neue Motorenkonzepte im Forschungs-PKW erprobt – gemein hatten sie nur die Nennleistung von 110kW/150PS, die man seinerzeit als ausreichend bezeichnete – der strömungsgünstigen Karosserie (Cw-Wert 0,28) sei Dank.
Daimler-Benz hatte drei verschiedene Antriebskonzepte für das Auto 2000 erdacht: zum einen den noch relativ neuen 5,0-l Leichtmetall-V8 Motor, hier jedoch kombiniert mit einer Zylinderabschaltung und einem neuartigen Niedrigleerlaufkonzept ergänzt (letzteres wurde Ende 1981 als „Energiekonzept“ auch bei den Serien-PKW eingeführt).
Darüber hinaus gab es noch einen völlig neu konstruierten V6-Turbodieselmotor mit Registeraufladung und als dritte Variante war sogar eine Gasturbine im Versuch.
Die Motorhaube war aus einem recht pragmatischen Grund auf der Fahrerseite angeschlagen: sie sollte den Vorbau beim versetzten Frontalaufprall weiter stabilisieren!
Die technischen Merkmale des Auto 2000 lesen sich wie folgt:
- weiter gegenüber dem Ausgangsmodell verbesserte Aerodynamik – mit bündig eingeklebten Seitenscheiben (nur der kleine Bereich vorne am Aussenspiegel war versenkbar!), Kammheck und weiter abgesenktes Karosserieniveau, hinzu kommend: vollständig verkleideter Unterboden
- der Bug (soft-nose) war mit einer Front aus einem neuartigen Plastikmaterial (Bayer AG), im bekannten SL-Design gehalten, modifiziert worden. Besonderer Augenmerk wurde hier auch auf Fussgängerschutz gelegt.
- Integralsitze mit integrierten Gurtsystem und seitlich angeschlagene Kopfstütze – somit immer waren diese beiden Sicherheitsmerkmale immer in der richtigen Position zum Fahrgast (erstmals serienmässig im neuen SL Typ R129 im Jahre 1989 eingeführt worden!)
- verbesserter Seitenaufprallschutz durch Verstrebungen in den Türen und einer Verkrallung der Türe bei starker Deformation gegenüber dem Wagenboden
- Reiserechner und vollständiges Fahrerinformationssystem (FIS) und ein erstes frühes Navigationssystem. Weiter gab es einen Vorläufer eines Abstandsregeltempomats.
Neben den bereits erwähnten Integralsitzen gab es auch Kinderschutzeinrichtungen die im Forschungsauto überprüft und getestet wurden.
Der Innenraum war natürlich auch sehr vom Ausgangsmodell W126 geprägt. Hatte aber freilich mit dem nur noch wenig zu tun – auch wenn man es nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen vermag, das Auto 2000 war voll von „High-tech“ der erst Jahrzehnte später Serienstand sein sollte!
Nachfolgend ein einmaliger Blick auf das Fahrerinformationssystem (FIS) das seiner Zeit um mehr als 20-25 Jahre voraus war! Science-Fiction pur…
Es vereinte so viele Technologien in einem, dass es heutzutage fast unvorstellbar anmutet – zumal es 1981 mit eben dem Auto 2000 präsentiert wurde. Leider haben wir bisher noch nicht den Original Prototypen zu Gesicht bekommen, denn das Auto 2000 im Museum in Stuttgart ist nur ein Standmodell in dem nicht 100% der Techniken enthalten sind wie im Präsentationsmodell, so fehlt eben u.a. das FIS-Kombiinstrument.
Das Auto 2000 wurde auch im realen Straßenverkehr zu Versuchszwecken bewegt, hier eine Aufnahme aus dem Stuttgarter Großstadtverkehr von 1982, passend neben einer serienmässigen S-Klasse.
Bereits im Jahr 1977 hat Daimler-Benz einige sehr sinnvolle Lösungsvorschläge und Ansätze für das Automobil der Zukunft formuliert. Erstaunlich wenn man überlegt wie lange manche Ideen doch letztendlich gebraucht haben bis die Rahmenbedingungen stimmten – was ja letztendlich nicht nur an der Fertigungsmöglichkeit und Beherrschbarkeit der Technik liegt, sondern auch am Kostenfaktor oder den rechtlichen Rahmenbedingungen. Das hier schon zitierte intelligente Bremssystem ging als ADAPTIVE BRAKE mit der S-Klasse W221 im Jahr 2005 in Serie:
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG