ABS, ASD und ASR

Der W126 war nicht nur für Daimler-Benz eine Art „Pionierleistung„, nein auch für die gesamte Automobilindustrie. Seit jeher waren die großen Mercedes der S-Klasse mit dem letzten technischen Stand ausgestattet worden, ja sie überboten diesen sogar teilweise um 10 bis 20 Jahre. Beispiele hierfür gibt es genug, was zu einem Zeitpunkt in einer S-Klasse als Sonderausstattung angeboten wurde, war meist in 10  Jahren Serienstand bei allen übrigen Automobilen.

In sofern kann man jedem Kunden der eine S-Klasse erwarb nur danken – er hatte maßgeblichen Anteil an der Demokratisierung der technischen Errungenschaften!

Eine S-Klasse ist regelmässig ihrer Zeit weit voraus. Hier nun die wichtigsten fahrdynamischen Einrichtungen an Bord des W126:

ABS

Ein Automobil ohne Antiblockiersystem ist undenkbar, die Vorteile dieser technischen Einrichtung liegen auf der Hand – vorgestellt wurde es erstmals bereits am 12.12.1970 von der Daimler-Benz AG und Telvis vor namhaften Vertretern der Weltpresse – damals noch unter dem Begriff „Anti-Bloc-System„.

Doch brauchte es seine Zeit bis es wirklich serienreif war, obwohl es in den Demonstrationsfahrzeugen auf Basis der /8-Baureihe schon sehr überzeugend funktionierte. Letztendlich lag es wohl an der mangelnden Fertigungstiefe der elektronischen Komponenten und an der zu aufwendigen Auslegung des Telvis-Systems.
Ab ca. September 1978 war es dann endlich soweit, der SA-Code 47/0 konnte für stolze 2.300 D-Mark bei allen S-Klasse Typen der Baureihe W116 geordert werden. Das ABS I genannte System wurde zusammen mit BOSCH entwickelt und lediglich ein Jahr unter Patentschutz gestellt, so dass andere Hersteller wie BMW oder Porsche es für ihre Modelle der 7er Reihe und dem neuen Typ 928 ebenfalls anbieten konnten. Mercedes stellte die Forschungsarbeit als frei zur Verfügung zum Wohle aller!

Für den W126 wurde das System dann Ende 1979  angepasst und als ABS der 2. Generation wie im folgenden Schema dargestellt verbaut:

Es gab auch – wie schon zu Zeiten des W116 – einen Sonderprospekt auf dem innerhalb weniger Seiten die Vorzüge des Anti-Blockier-Systems angepriesen wurden.

Erst mit der Modellpflege im Jahr 1985 wurde das System weiter verbessert und kompakter aufgebaut, jedoch erst ab Ende 1986 als 3.Generation im W126 verbaut!
Ab Ende 1985 wurde ABS für die V8-Modelle der S-Klasse serienmässig geliefert – mit Beginn des Modelljahrs 1987 wurde es dann serienmässig für alle S-Klasse Typen verbaut.

 An dieser Stelle möchten wir auch auf unseren ergänzenden A-B-S Artikel verweisen.

Bremsbelagverschleissanzeige

Bereits im Vorgänger W116 wurde 1975 eine Vorrichtung in Serie verbaut die dem Fahrer einen verschlissenen Bremsbelag an der Vorderachse signalisieren konnte.

Es ist somit zwar keine wirkliche Innovation des W126, war aber im Jahr 1979 bei weitem keine Selbstverständlichkeit, trotz seiner Simplizität.  Auch wurde bei diesem System, dass heute noch nach dem gleichen Prinzip funktioniert, ein Fühler in jedem (!) Bremsbelag der Vorderachse verbaut – so gab es zu keiner Zeit das Problem das ein Beschlagverschleiß unentdeckt bleiben würde. (bei Ausstattung mit ASR I oder ASR II gab es sogar an jedem Hinterachs-Bremsbelag einen eigenen Fühler!)

Fahrdynamik

Fahrdynamische Hilfen standen bei der S-Klasse seit jeher hoch im Kurs, sei es das weiter oben erläuterte ABS, oder aber die elektronischen Antriebs- bzw. Vortriebslösungen von Daimler-Benz.

ASD

Unter dem SA-Code 211 verbirgt sich das „Automatische Sperrdifferential“ welches auf der IAA 1985 erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde. Es handelt sich um ein Differential das über eine Grundsperrung von 35% verfügt (somit wäre auch die Bezeichnung „Ausgleichsgetriebe mit begrenztem Schlupf“ passend) jedoch automatisiert im Bruchteil von Millisekunden auf 100% gesperrt werden kann um so ein Anfahren auch unter widrigsten Umständen zu ermöglichen.

ASD wurde nur für die Sechszylindertypen 260SE und 300SE/SEL gegen Aufpreis geliefert. Urpsünglich für den Einsatz ab Anfang 1986 gedacht, konnte es jedoch erst ab Anfang 1987 geliefert werden.

Je nach Baujahr wird ASD zwischen 26 und 38 Km/h zugeschaltet – es bietet jedoch auch so größere Vorteile durch die ständig vorhandene Grundsperre. Fährt man im Grenzbereich (der Traktion) erscheint eine gelbe Warnleuchte im Kombiinstrument (wie bei ASR) und informiert/warnt den Fahrer darüber.

ASR

Unter dem Slogan „Die elektronisch-automatischen-Fahrdynamik-Systeme von Mercedes-Benz“ wurde auf der IAA in Frankfurt/Main im September 1985 eine weitere neue Ära bei Daimler-Benz eingeläutet.
Der Mercedes der Zukunft mit Hilfe elektronischer Systeme fahraktiv und unter allen Umständen sicher beherrschbar bleiben!

Speziell für die V8-Modelle der 2.Serie wurde von Anbeginn mit einer Antriebs-Schlupf-Regelung – kurz ASR – geworben. Sie sollte durch gezielten Bremseingriff an den Antriebsrädern Schlupf vermeiden und so stetigen Vortrieb sichern, notfalls auch unter Zurücknahme der Motordrehzahl (Bremseingriff an den Hinterrädern in der ersten Stufe und wenn das nicht half, Zurücknahme des Gaspedal-Befehls des Fahrers durch so genanntes „E-Gas“ ohne Starre Verbindung zur Drosselklappe).

Letztendlich war ASR I erst ab 09/1987 mit den überarbeiteten, leistungsgesteigerten V8-Modellen lieferbar. Die Vorteile lagen auf der Hand und es wurde von der Kundschaft dankend angenommen, was die recht hohe Ausstattungsdichte mit dieser SA belegt.

Ab 09/1989 wurde das ASR der zweiten Generation (ASR II) angeboten, deutlich erleichterte und kompaktere Komponenten und nun auch für die Sechszylindermodelle 260 und 300 lieferbar. Beim ASR II hat man viele Komponenten zusammengefasst und auch teils problematische Schwachstellen des ASR I ausgemerzt, erkennbar ist es u.a. am zusammengefassten Hydraulikblock für ABS und ASR im Motorraum.

Zu diesem System gab es auch eine sehr spitzfindige Werbekampagne die heute noch seines Gleichen sucht, in Art der Aufmachung und der simplen Umsetzung die ihre Wirkung und Aussage nicht verfehlt.

Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG

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