Das Thema Klimatisierung war ebenfalls eines der großen Kapitel im Lastenheft der Baureihe 126.
Bereits der Vorgänger W116 hatte eine sehr ausgeklügelte Belüftungsanlage, die zu ihrer Zeit so von keinem anderen Wagen geboten wurde – immerhin wurde ab 1977 auch erstmals bei einem Serienwagen aus deutscher Produktion eine Klimaautomatik gegen Aufpreis geliefert. Natürlich hatte man bei all diesen Entwicklungen auch immer den wichtigen Exportmarkt USA fest im Blick!
Beim W126 ging man sogar noch einen enormen Schritt weiter – der Abstand zu den Mitbewerbern wurde geradezu maximiert – weiter in Richtung Zukunft.
Die Rede ist hier z.B. von der vollelektronischen Steuerung der Heizanlage, selbstverständlich serienmässig!
Der Heizungs- und Klimakasten wurde zusammen mit dem bekannten Zulieferer BEHR entwickelt.
Heizmatik
Mit Hilfe der Robert Bosch GmbH hat die Daimler-Benz AG das leistungsfähigste und feinfühligste Aggregat zur Klimatisierung serienmässig in die neue S-Klasse verbaut welches es Anfang der 1980er Jahre auf dem Markt gegeben hat – eine vollelektronische (thermostatische) Heizungssteuerung.
Statt eines manuell über Bowdenzüge zu betätigenden Wasserhahns am Heizungswärmetauscher (beim W116 immerhin schon per Unterdruck angesteuert aber weiterhin mechanisch betätigt) wird diese Funktion durch elektrohydraulische Magnetventile im Heisswasserventil des Wärmetauschers äusserst feinfühlig und stets zuverlässig ausgeführt.
Die Apparatur hierzu wird als Heizungsduoventil bezeichnet, da zwei getrennte Ventileinsätze (Fahrer und Beifahrerseite als getrennte Temperaturzone) für die Heisswasserversorgung zuständig sind und die benötigte Menge durch ein Steuergerät genau bestimmt in den Wärmetauscher einlaufen lassen – bei der optionalen Klimaautomatik handelt es sich nur um ein Magnetventil, deshalb ist hier dann von einem Monoventil die Rede (bei der Klimatisierungsautomatik konnte nur eine Klimazone im Fahrgastraum eingestellt werden dafür aber vollautomatische Luftklappen und Lüftergeschwindigkeitsteuerung).
Durch verdrehen der Temperaturwählräder wird ein einmal eingestellter Temperaturwunsch der Insassen von +16°C bis 32°C sehr schnell und ohne weiteres zutun eingeregelt und auch gehalten! Das Besondere hierbei ist, dass die Temperatur sowohl auch bei einer sehr hohen Geschwindigkeit, als auch im Stand gehalten und erreicht wird. Für Letzteres sorgte eine elektrisch betriebene Zusatzwasserpumpe (Umwälzpumpe) die den Wärmetauscher auch bei geringen Motordrehzahlen mit ausreichend heissem Kühlwasser versorgte (innerhalb der 1.Serie nur bei den V8-Modellen serienmässig, ab Ende 1985 bei allen Modellen).
Ein kleines Steuergerät liest die Messwerte der verschiedenen Temperaturfühler am Wärmetauscher und im Fahrgastinnenraum ein und vergleicht diese mit programmierten Sollwerten – hierdurch ergeben sich die Öffnungszeiten der Magnetventileinsätze und dadurch eine genaue Temperaturregelung für den Innenraum – eben einfach, wie genial.
Die Heizmatik genannte Anlage war in allen W126 Modellen serienmässig an Bord. Sie stellt den selben Komfort dar wie eine Klimaanlage, lediglich ohne die kühlende (und lufttrocknende) Funktion der optionalen Kälteanlage – aus diesem Grund sprach man später auch intern von der „TAU“ Temperatur-Automatik.
Klimaanlage/Klimaautomatik
Natürlich gab es auch im W126 eine Klimaanlage und eine völlig neu entwickelte Klimaautomatik ab Produktionsbeginn auf Sonderwunsch.
Zunächst war die normale Klimaanlage jedoch nur manuell geregelt – mittels zusätzlichem, drittem Wählrad konnte die Intensität des Klimakompressors bzw. die Kälteleistung stufenlos vom Fahrer geregelt werden. Diese Steuerung wirkt heute und gerade im W126 etwas skurril und ist auch deren seltenste Klimatisierungsvariante.
Erst im Juli 1981 wurde dann endlich eine automatisch geregelte Klimaanlage angeboten – mittels Tastschalter konnte man nun die Klimaanlage zur Heizmatik hinzuschalten, so dass immer das an den Temperaturwählrädern gewählte Temperaturniveau von selbst erreicht und eingehalten wurde – eine enorme Vereinfachung für den Fahrer bzw. dessen Beifahrer.
Weiter wurde zu diesem Zeitpunkt auch die Umluftfunktion serienmässig (bei SA 58/0 oder 58/1) verbaut und erhöhte so die Klimatisierungsqualität bzw. Leistungsfähigkeit der Anlage, ermöglichte aber auch in staubreichen Regionen den Innenraum hiervor zu schützen, genau wie vor unangenehmen Gerüchen von Außen.
Damit die Regelung der Kälteanlage (auch bei serienmässiger Heizmatik) genauer und feinfühliger angesprochen werden konnte, wurde der Temperaturfühler vom Armaturenbrett in die Dachrahmenverkleidung verlegt. Ein kleines elektrisch angetriebenes Mini-Gebläse saugt ständig einen minimalen Luftstrom am Temperaturfühler vorbei, so kann die Regelung noch einmal schneller auf geänderte Temperaturen einwirken.
Die Klimaanlage wurde nun durchweg bis zur Einstellung der Baureihe per Tastschalter angesteuert (unten links im Bild).
Weiter gab es auch eine Voll-Klimaautomatik (oben rechts im Bild) die zuvor bereits erstmals in der Vorgängerbaureihe eingeführt worden war – allerdings mit weniger komfortabler Ansteuerung und Regelung der Temperatur als es bei der BR 126 der Fall war.
Unter heutigen Gesichtspunkten kann man sagen, dass der wahre Komfort nur mit der Klimaanlage erreicht wird: erstens kann man hier die Temperatur für Fahrer und Beifahrer getrennt regeln; zweitens gibt es eine Schnelltrocknungsfunktion zum schnellen Abtrocknen der Luft und gleichzeitiger Beseitigung des Beschlags an den Scheiben und drittens eine feiner (aber manuell) regulierbare Belüftungsgeschwindigkeit.
Ab 09/1987 wurde die optionale Kälteanlage sogar durch einen digitalen Mikroprozessor gesteuert. Des weiteren wurde ein zusätzlicher Aussentemperatursensor verbaut der somit eine weitere Steuergröße für die Sensorik lieferte.
Die so gesteuerte Anlage suchte wieder einmal ihresgleichen im Feld der Mitbewerberfahrzeuge und ist auch heute noch als „state-of-the-art“ zu bezeichnen. (Anm.d.Verfassers: man ist jedes Mal aufs Neue begeistert, vom Wohlfühlklima im W126)
Generell aber hat jeder W126 – auch ohne Sonderausstattungen in diesem Bereich – heutigen Fahrzeugen immer noch einiges voraus. Zum Einen kann man hier die Belüftung der vorderen Türen nennen. Nicht nur das hierdurch der Türhohlraum immer schnell getrocknet wird (man merkt dies z.B. nach einer Fahrzeugwäsche und dem späteren herunterfahren der vorderen Fenster, die Dichtungsschachtleisten werden nahezu trocken sein!), man merkt es auch gerade im Winter – die Türverkleidung wird beheizt und zieht einen unsichtbaren aber deutlich wärmenden Schutzmantel um die äussere Schulter der vorderen Insassen – so werden Fahrten im Winter eine Wohltat im W126. Die kalte Temperatur der Fensterscheiben stört den Fahrgast so nicht – leider wird diese wirklich einfache und dennoch sehr wohltuende Komfortsteigerung heute weltweit bei keinem Fahrzeug mehr angeboten!
Durch die wasserseitig geregelte Heizanlage gibt es auch ein viel feiner gestuftes Temperaturempfinden für die Passagiere als in heutigen Fahrzeugen (die in der Regel alle luftseitig geregelte Anlagen aufweisen). Zum einen greift die Heizung die Luft für den Fussraum oben am Wärmetauscher ab um dort die größte Heizleistung zu erreichen. Für den Bereich des Kopfes wird am untersten (kühlsten) Bereich des Wärmetauschers die Luft abgegriffen und weitergeleitet. Die Luftschichtung ist somit spürbar homogener!
Weiter verfügte die neue S-Klasse auch erstmals über einen Staudruck unabhängigen Lufteinlass direkt vor der Windschutzscheibe – dies hatte zur damaligen Zeit kein Fahrzeug.
Ebenso wie unter der hinteren Stoßstange unsichtbar angeordnete Entlüftungsklappen die eine stetige und zugfreie Entlüftung des Fahrgastraumes garantieren ohne dabei eine störende Geräuschquelle zu sein (Siehe erstes Foto).
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG