Für den W126 gab es serienmässig eine reichhaltige Holzausstattung aus Zebrano. Soviel Holz wurde bis dato ab Werk nie in einem Mercedes verbaut – wenn man einmal vom noblen Mercedes 600 absieht.
Edelholz gab es an den Türverkleidungen, dem Armaturenbrett sowie der Mittelkonsole in reichhaltiger Ausführung.
In der 1.Serie war durchweg Zebrano Serienumfang – eine Ausnahme bildeten hier jedoch die Ende 1981 eingeführten Coupétypen 380 und 500SEC bei denen Wurzelholz von Beginn an Serienausstattung war.
Erst in der Preisliste Nr. 39 vom 15.08.1983 wurde Wurzelholz als Sonderausstattung (SA Code 731) für alle Modelle des W126 angeboten, gegen Aufpreis versteht sich. Somit kann eine Limousine von vor Ende 1983 ab Werk niemals Wurzelholz gehabt haben.
Bei den Modellen der 2.Serie war ebenfalls nur eine Zebranoausstattung serienmässig – mit Ausnahme des Spitzenmodells 560SE/SEL und der SEC-Typen.
Oben ein 300SE mit Softlederausstattung in grau (268) und Zebranoholz-Ausstattung.
Zebrano stammt aus den tropischen Regenwäldern Westafrikas und wird aus dem Holz der Microberlinia gewonnen, einer kleinen Pflanzengattung mit nur zwei Arten die zu den Johannisbrotgewächsen zählen.
Es ist das „Ur-Edelholz“ im Bezug auf Fahrzeuge von Daimler-Benz. Es wurde Jahrzehntelang in allen Baureihen verbaut und wurde eine Zeitlang als „billig“ verpönt – meist von den Freunden des aufpreispflichtigen und deshalb seltener anzutreffenden Wurzelholz.
Heute erlebt Zebrano jedoch wieder eine Renaissance im Möbelbau, bei Yachtausstattungen und selbst der neue kleinere Rolls-Royce Ghost besitzt ab Werk eine Zebrano-Edelholzausstattung!
Oben ein 560SEL mit Veloursausstattung in grau (968) und Wurzelholz-Ausstattung.
Als Wurzelholz ist ebenfalls ein Edelholz, genau wie Zebrano auch, wird jedoch aus den Wurzeln einer Edelholzart gewonnen – im Fall des W126 nennt man es auch Walnusswurzelholz, auch wenn dies nie offiziell von Mercedes als solches bezeichnet wurde.
Wurzelholz war nur in den SEC-Typen und später in den Limousinen 560SE/SEL serienmässig verbaut worden.
Dies alles wäre zwar noch keine wirkliche Innovation gewesen – wobei man es im Jahr 2010 schon als Innovation bezeichnen kann. Schließlich wurde damals im Großserienbau eine solche Perfektion an den Tag gelegt die heute nur noch in Maybach und Rolls-Royce Modellen serienmäßig ist. (natürlich bekommt man heute bei Daimler auch noch feinste Edelhölzer für sein Auto – aber die Qualität von damals übertrifft nur das Manufakturprogramm von designo)
Daimler-Benz überlegt sich bei allem Schönen auch immer wie man es weiter perfektionieren kann – bei der Edelholzverkleidung des Innenraums geht es somit nicht nur um Eleganz und Schönheit, sondern auch um den Insassenschutz. Schließlich kann so ein Furnier auch brechen und dann eine böse Verletzungsgefahr darstellen.
Eine Lösung war relativ einfach zu finden – das Holz musste eine gewisse Formänderung mitmachen ohne direkt zu zerbrechen. Also fügte man eine dünne Schicht Alublech zwischen das Trägerholz und das Furnier. Was sich hier so einfach liest war das Ergebnis langwieriger Testreihen!
Alle Holzverkleidungen gegen die Insassen stoßen oder die durch Karosserieverformungen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, beinhalten diese stabilisierende und das Holz deformierbar machende Aluminiumzwischenschicht.
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG