Seit Ende der 1950er Jahre ist von Citroën das Prinzip der Hydropneumatik bekannt. Vielfach gefeiert und begeistert aufgenommen als die Federung schlechthin!
Aber Daimler-Benz wäre nicht Daimler-Benz wenn sie anerkannt Gutes nicht weiter perfektionieren würden! In der Vorgängerbaureihe des W126 wurde das Spitzenmodell, der Typ 450SEL 6.9, serienmässig mit einer Hydropneumatischen Federung ausgestattet die zwar auch auf dem Patent von Citroën aufbaut, jedoch deutlich verfeinert bzw. modifiziert wurde wie nachfolgende Grafik auf anschauliche Art verdeutlicht.
Im W126 sollte ursprünglich der 500SEL (als neues Spitzenmodell) ab 1980 auch serienmässig mit der abgekürzt HPF genannten Federungsanlage ausgestattet werden. Warum es dazu dann doch nicht gekommen ist kann wohl nur im Controlling von Daimler-Benz beantwortet werden.
So kam es jedenfalls dass ab Ende 1980 ein dem 6.9 sehr ähnliches System (aber dennoch aufwendigeres) gegen Aufpreis unter dem SA-Code 48/7 für die verlängerten Achtzylindertypen 380SEL und 500SEL geliefert wurde.
Ab Anfang 1986 wurde für die 2.Serie Modelle ein verbessertes Hydropneumatisches Fahrwerk angeboten. Man konnte hierbei nicht nur auf Knopfdruck in eine sportlichere Abstimmung umschalten, nein das System senkte auch ab ca. 120 Km/h den Aufbau auch um 24 mm ab und verhalf ihm dadurch zu einem geringeren Luftwiderstand und einem stabileren Geradeauslauf. Weiter wurde auch ein „Beschleunigungssensor“ im Wagen verbaut der bei starken Aufbaubewegungen (Ausweichmanövern, dynamischer Fahrweise o.ä.) umgehend in die härtere Dämpfungsstufe umschaltete um damit Aufbaubewegungen spürbar zu reduzieren half und das Fahrzeug für den Fahrer besser beherrschbar machte.
Für Schlechtwegstrecken kann das Fahrzeugniveau auch manuell um 35 mm angehoben werden (dann maximal erlaubte Höchstgeschwindigkeit 80 Km/h).
Den deutlich größeren Aufwand der HPF im V126 erkennt man sehr schön am nachfolgenden Schema der HPF III (ab 1986) im Vergleich zur HPF I des W116.
Auch in den Modellen der 2.Serie war die HPF den Achtzylindertypen mit langem Radstand vorbehalten!
Vorderachse des V126 mit HPF Dämpferbein, HPF III ab 1986.
Hinterachse des V126 mit HPF Dämpferbein, HPF III ab 1986 – nicht zu verwechseln mit der gänzlich anders aufgebauten Niveauregulierung.
An dieser Stelle noch erwähnenswert, dass die HPF gänzlich ohne Stahlfedern auskommt – die Federung ist selbsttragend, d.h. dass der gesamte Fahrzeugaufbau durch Öldruck in den Federbeinen in Fahrposition gehalten wird!
Leider ist das System im Alter und bei nachlässiger Pflege oftmals anfällig und teuer in der Instandhaltung. Was aber die wahren Enthusiasten (z.B. Kollege fünfkommasechs) nicht davon abhält sich gerade für einen Wagen mit HPF zu entscheiden.
Viele Werkstätten (auch oder gerade Mercedes Niederlassungen der Neuzeit) sind mit dem System vielfach hoffnungslos überfordert – heute noch mehr als schon während der Bauzeit des W126. Hierdurch häufen sich negative Aussagen über das System – aber das entspricht nicht den überaus guten Qualitäten die die HPF dem Fahrer und seinen Passagieren bietet – es gibt kein komfortableres und sichereres Fahrgefühl als mit einem HPF V126.
Hier ein Auszug aus der internen Verkäuferlektüre um potentiellen Kunden die HPF schmackhaft machen zu können. Die Zielgruppe per Definition: engagierte, sportliche Fahrer die aber gleichwohl nicht auf ein Höchstmaß an Fahrkomfort verzichten wollen.
Fahrzeugmerkmale:
Im Fahrzeug selbst erkennt man eine Ausstattung mit der SA HPF nur am Zugschalter neben dem Lichtdrehschalter und am Wegfall des Einstellrads der Leuchtweitenregulierung (dies ist bei der HPF Dank rundum Niveauregulierung nicht notwendig). Weiter haben die Fahrzeuge ganz rechts im Kombiistrument eine rote Warnleuchte für die Funktion der HPF und Fahrzeuge mit der HPF III (ab 1986) verfügen auch über einen Stoßdämpferhärte-Wahlschalter in der oberen Mittelkonsole.
Welch hohes Potential in der HPF steckte verdeutlicht die nachfolgende Grafik aus einer internen Untersuchung gegen Ende der 1980er Jahre. Hierbei wurden einige Wettbewerbsfahrzeuge mit den Mercedes Baureihen W201, W124 und W126 (mit und ohne HPF) auf ihre spezifische Federung untersucht:
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG