Fast möchte man diesen Artikel mit den Worten „Revolution statt Evolution“ beginnen.
Wie sich der neue Mercedes GLC in der Stadt also befestigten Straßen anfühlt, konnten wir bereits in der schönen Stadt Warschau erleben. Video und Artikel dazu findet ihr hier…
Die große Frage die sich aber noch aufdrängte, wie ist es um die Fähigkeiten des neuen kleinen SUV abseits befestigter Wege bestellt.
Denn bereits der Vorgänger konnte durchaus mehr als man ihm womöglich zutrauen vermochte. Vielleicht hatte der eine oder andere hier bereits die Möglichkeit, sich selbst bei „the Rock“ im Mercedes-Benz Werk Bremen von den Künsten des GLK überzeugen zu können. Mich jedenfalls hatte das damals durchaus etwas beeindruckt.
Besonderes Augenmerk beim neuen GLC darf man natürlich auf die Weltneuheit der so genannten Mehrkammer-Luftfederung AIR BODY CONTROL legen. Mit 2.261 EURO eine recht kostspielige SA (Code 489), die aber durchaus ihr Geld wert ist und immer (wenn möglich) auf dem Orderzettel stehen sollte.
Vorne erhält man Zwei-Kammer Luftfederbeine und hinten Drei-Kammer Luftfedern. Hierdurch kann das System deutlich feinfühliger ansprechen als die herkömmliche AIRMATIC (z.B. in der C-Klasse, jeweils mit nur Ein-Kammer Luftfedern) und kann so besonders das gefürchtete Wanken des Karosserieaufbaus erfolgreich eliminieren.
Gerade bei hochgepumptem Fahrwerk im Gelände oder bei Kurvenfahrt erleben die Insassen ein absolut souveränes Fahrwerk das scheinbar nie an seine Grenzen stoßt – man kann es mit Worten nicht annähernd beschreiben, man muss dieses Fahrwerk erlebt, erfahren haben!
Wenn man zusätzlich das Offroad-Technik-Paket (Code 430) zu 702,10 EURO ordert, kann man das Luftfahrwerk um bis zu 50 mm anheben und so eine Bodenfreiheit von 227 mm erreichen – Klassenrekord! Darüber hinaus ist der GLC dann für 300 mm Watttiefe gut gerüstet.
Zusätzlich hilft die besonders weiche Grundabstimmung des Fahrwerks im Gelände den Rädern länger den Bodenkontakt halten zu können.
Bei Fahrten im Gelände konnte ich mich davon überzeugen, was ich zunächst nicht für möglich erachtet hätte: der GLC vermag im Gelände genauso ein Kraxelkünstler zu sein, wie sein großer Bruder der neue GLE.
Neben der bereits serienmäßigen Fahrdynamikregelung DYNAMIC SELECT (vormals AGILITY SELECT in der C-Klasse genannt) kann man das Offroad-Technik-Paket mit der Luftfederung AIR BODY CONTROL kombinieren.
Dann stehen insgesamt fünf Programme zur Verfügung: Glätte, Anhänger, Offroad, Steigung und Freischaukeln. Die Charakteristika im Detail:
- Offroad – leichtes Gelände wie Feldwege, Schotter oder Sandpisten, Fahrniveau wird um 15 Millimeter angehoben
- Steigung – optimiert die Klettereigenschaften des GLC, Fahrniveau wird um 15 mm angehoben
- Freischaukeln – das Mittel der Wahl bei festgefahrenem Fahrzeug. Erhöhung der Bodenfreiheit um 50 Millimeter, Anheben der Antriebsschlupf-Regelschwellen zum Freiwühlen, bis 20 km/h aktiv.
- Glätte – ideal für niedrige Reibwerte wie schlammiger Untergrund, feuchte Wiesen oder bei Schnee- und Eisglätte und den Schneekettenbetrieb
- Anhänger – erleichtert das Manövrieren mit Anhänger unter widrigen Bedingungen, zum Beispiel auf einer nassen Wiese oder Bootsrampe
Zum Offroad-Technik-Paket gehört zusätzlich ein stabiler Unterfahrschutz aus Gemtex, der schon beim Vorgängermodell heftigen Grundberührungen den Schrecken nahm. Für kontrollierte Bergabfahrten gehört außerdem die Downhill Speed Regulation DSR zum Ausstattungsumfang. Mittels Tempomat-Hebel kann der Fahrer hierbei eine Geschwindigkeit vorwählen, die der GLC dann auf Gefällstrecken ohne Betätigung des Bremspedals automatisch einhält – was zugegebenermaßen dem Fahrer durchaus etwas Überwindung abverlangt, dann aber erstaunlich gut und überzeugend funktioniert.
Grundlegend überarbeitet haben die Entwicklungsingenieure den permanenten Allradantrieb 4MATIC in Kombination mit der 9G-TRONIC.
Im Gegensatz zur früheren Auslegung wird das einstufige Verteilergetriebe nicht mehr konstruktiv in das Automatikgetriebe integriert, sondern als eigenes System an die 9G-TRONIC angeflanscht. Mit dieser „Add-on“ genannten Lösung ist es gelungen, die Vorteile beider Konzepte zu kombinieren und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen.
So bietet der neue Allradtriebstrang wie bei der bisherigen integrierten Lösung die gleiche kompakte Bauform, verfügt über eine Grundsperrwirkung von 50 Newtonmetern und verteilt über ein Planetendifferenzial das Antriebsmoment 45:55 zwischen Vorder- und Hinterachse. Darüber hinaus bietet die Add-on-Bauweise folgende Vorteile:
- Erhöhte Leistungsfähigkeit – Einsatz von besonders drehmomentstarken Motoren möglich
- Besserer Systemwirkungsgrad – durch das reduzierte Gewicht, die geringere Reibleistung, die weite Gangspreizung der 9G-TRONIC und die damit möglichen längeren Achsübersetzungen
- Getrennte Ölkreisläufe – spezifische Abstimmung der Schmiermittel- Eigenschaften auf die 9G-TRONIC und das Verteilergetriebe, damit weniger Verschleiß und höherer NVH-Komfort durch reduzierte Reibleistung
- Gewichtsvorteil – Magnesium-Gehäuse der 9G-TRONIC bleibt durch die Add-on-Lösung erhalten, dadurch rund 12 Kilogramm Gewichtsvorteil des Gesamtsystems gegenüber der integrierten Bauweise mit Aluminium- Gehäuse beim Vorgänger
Eine SA die mir bisher nie sonderlich zugesagt hatte, die optionale 360° Kamera inVerbindung mit dem Park-Paket (Code P44 + 501), findet nun doch noch ihren Sinn und Zweck.
Denn gerade im Gelände kann sie sehr gut (weiter)helfen. Nicht nur, dass man in der Vogelperspektive das gesamte Fahrzeug von oben sehen kann, nein die Kameras schaffen auch Sicht im Bereich von jeweils drei Meter vor/hinter sowie 2,5 Meter neben dem Fahrzeug. Das hilft nicht nur am Gipfel bei starken Steigungen, sondern auch bei starkem Gefälle, da man nie mehr blind unterwegs ist. Das sorgt für Sicherheit und mehr Entspannung beim Fahrer.
Denn der GLC ist weit mehr als ein reines „Hausfrauenfahrzeug“ oder ein „Stadt-Geländewagen„, man darf ihn ernst nehmen und kann mit ihm durchaus mal über Stock und Stein klettern ohne gleich Angst haben zu müssen bei der ersten kleineren Herausforderung sei bereits Schluss.
Wichtig ist nur die Order der notwendigen SAs.
Hilfreich für Förster oder Jäger wäre zudem auch noch die Ausstattungslinie OFF-ROAD Exterieur (Code U89) mit speziellem Frontstoßfänger der den Böschungswinkel erhöht.
Fotos: © Dirk Weyhenmeyer für Daimler