Im Zuge der „W140-Themenwoche“ auf unserer Facebook-Page kamen einige durchaus interessante Aspekte zu Tage die man so vielleicht gar nicht mehr kennt bzw. vielleicht auch noch nie kannte! Immerhin werden es im kommenden Januar bereits 22 Jahre sein, dass die Baureihe W140 erstmals das Licht der Weltöffentlichkeit erblickte.
In meinem kleinen Privatarchiv hat sich in meinem bisherigen Leben das ein oder andere Material angesammelt, das nicht gerade bei jedem Mercedes-Fan bekannt sein dürfte – so unter anderem auch ein Sonderheft welches von der Mercedes-Benz AG Presseabteilung im Januar 1991 ausgegeben wurde.
Darin sind ein paar sehr hübsch geschriebene Anekdoten zum Werdegang dieser S-Klasse Baureihe enthalten, die von Fans gerne auch als „Elefant“ oder „Volks-Maybach“ tituliert wird. Natürlich kann man nun argumentieren dass es sich nur um schnöde Pressetexte handelt, aber urteilt selbst nach den folgenden Zeilen:
Agentur sucht Top-Modell
Am Anfang sind Autos irgendwie immer zu knapp. Es herrscht ein unglaubliches Gedränge um die paar leidlich serienmässig aussehenden Wagen, und manchmal wurde der Tip, wo gerade der schwarze Zwölfzylinder mit den grauen Lederpolster zu finden sei, höher gehandelt als der todsichere Weg zur nächsten Beförderung.
Dazu kamen ein paar Unwägbarkeiten, die dem Mercedes-haften Drang nach perfekter Selbstdarstellung entsprangen: Weil ein Wagen mit großem Innenraum fotografisch auch von oben etwas hermachen muss, wünschten sich die Werbeagentur und die Fotografen im Auftrag der Pressestelle ein Auto ohne Dach. Der Wunsch stiess allgemein auf Verständnislosigkeit, vor allem im Bereich der Vorserien-Überwachung: „Wegen euch zersägen wir doch keinen Zwölfzylinder.“
Sie sägten aber doch. Allerdings erst nachdem sich Wellen der ersten Aufregung um den dachlosen Wagen etwas gelegt hatten. Es kam ja bei diesem Auto nur auf die intakte Innenausstattung an, unten herum konnte das intern „Projekt Roadster“ getaufte Fahrzeug ruhig ein wenig hui aussehen. Also suchte man gründlich und so fand sich ein ehemaliger Lackmuster-Wagen, der zur Festlegung der endgültigen Farbtöne versuchshalber in weiß-metallic gespritzt worden war.
Er war im früheren Leben Versuchsträger für die Achsentwicklung gewesen, hatte also locker eine Million Testkilometer auf dem Vorserien-Buckel. Nach solchermaßen bewegtem Leben konnte man ihm ruhig sein Gnadenbrot als vollwertig ausgestattetes Cabrio gönnen, also ohne Dach, damit man von oben bequem die Raumfülle für die künftigen Insassen fotografieren konnte. Fotografen und Werbe-Agentur waren glücklich, und für deren Assistenten begann eine lange Zeit der aufwendigen Schiebung, denn das Fotomodell war wohl mit Ledersitzen und zwei Klimaanlagen ausgestattet, doch weder mit Motor noch Getriebe.
Zitat ENDE.
Interessant an der ganzen Geschichte, dass die Aufnahmen im Sommer 1990 stattfanden, während der W126 noch in voller Produktion und Auslastung selbiger im Werk Sindelfingen stand. Schön auch dass diese besonderen Fotos heute noch für uns verfügbar waren und wir euch so daran wirklich 1 zu 1 teilhaben lassen können. Nichts ist retuschiert oder gerendert wie man heute gerne sagt. Damals war alles noch Handarbeit, der Computer bestimmte noch nicht die Welt des Fotografen und man musste wirklich Prototypen bauen. Heutzutage entspringen diese Ideen alle aus den Händen von 3D Virtual-Artists die soetwas im Handumdrehen am Bildschirm entstehen lassen können – Herr 5,6 kann hiervon ein Lied singen.
Fotos: ©Daimler AG