Der Frühling ist in bereits vollem Gange und das bedeutet auch wir kümmern uns wieder vermehrt um unseren automobilen Schätze.
Grund genug also dies in die Welt der Altmetall-Enthusiasten hinauszutragen und euch daran teilhaben zu lassen – ausserdem müssen wir unsere Pflege- und Serviceecke ja auch weiter mit Berichten füllen.
Heute steht die Revision des Gasgestänges (auf Daimler-Deutsch Regulierung genannt) auf dem Programm – häufig völlig vernachlässigt und weit ausserhalb der vom Werk aus vorgeschriebenen Einstellung.
Da dies jedoch ein relativ weites Feld ist und es innerhalb der verschiedenen Baujahre durchaus einige Unterschiede gibt, beziehen wir uns heute hier nur auf die Modelle der 2.Serie ohne die SA ASR.
Für die exakten Gegebenheiten schaut Ihr bitte ins WIS!
M103
M116 und M117
Wie man auf den ersten Blick sieht, gibt es nur äusserst geringe Überschneidungen bzw. Ähnlichkeiten zwischen den Ausführungen der verschiedenen Motoren-Baumuster. Dennoch kann man ein System daraus ableiten und die Symptome bzw. Verschleißerscheinungen sind identisch.
Definitiv erneuerungswürdig ist die Plastikkugeln mit der Nummer 2 (beim M103 hier nicht eingezeichnet). Selbiges gilt für das Gummilager innerhalb der Stange 5 (M103) und der Stange 20 (M116/117).
Die Plastikkugel ist allgemeingültig unter der Nummer A126 301 04 85 (zzgl. A116 301 01 50) bei Mercedes erhältlich. Selbiges gilt für das Gummilager das unter A126 301 05 85 geordert werden kann!
Aber nun der Reihe nach
Zunächst einmal würde ich an dieser Stelle empfehlen den jetzigen Ist-Zustand mit 2-3 Fotos auf die Schnelle zu dokumentieren, nur für den Fall der Fälle. Anschliessend kann man alle Kugelpfannen trennen und sämtliche Einzelteile demontieren und sie auf dem Boden oder der Werkbank ausbreiten. Die Kugelpfannen und die Kugelköpfe werden mittels Bremsenreiniger (entfettet und reinigt zugleich!) und einem guten Küchenrollen-Tuch (ich empfehle an dieser Stelle ZEWA) gereinigt. Ihr werdet staunen wie viel Schmutz und verharztes Fett sich dort befinden kann.
Nachdem man sämtliche Teile gereinigt und völlig gesäubert hat kann man sich im Motorraum weiter orientieren. Denn es gibt z.B. ein Kunststoffgleitlager an der Aggregate-Trennwand das gesäubert werden sollte, dazu muss dieses aber nicht unbedingt ausgebaut werden. Die Rede ist von der Aufnahme der Längswelle des Gasgestänges Nummer 3 (Skizze zum M116/117).
Bitte lediglich Fett in die Kugelpfannen geben, alle anderen Elemente müssen nicht gefettet werden, da sie aus reibungsarmen Spezialkunststoff bestehen. Als Fett habe ich ein namhaftes synthetisches Mehrzweckfett genommen. Die Kugelpfannen nur zu 2/3 auffüllen, bei der Montage wird ohnehin einiges seitlich herausquellen was man dann mit dem Schlitzschraubendreher wieder seitlich am Kugelkopf verteilen sollte.
Manche von euch werden mit Sicherheit noch nie am Gasgestänge eine solche Servicemassnahme durchgeführt haben – mich praktisch eingeschlossen, denn es ist wirklich Jahre her das ich hier einmal etwas geschraubt habe. Deshalb diesmal auch mit der nötigen Akribie damit es sich auch lohnt – für Fahrer und Fahrzeug.
Wenn Ihr die vielen losen Teile seht, dann werdet Ihr euch mit Sicherheit ebenfalls fragen ob man es jemals wieder zusammenbekommen wird und keine Sorge – ging mir ganz genauso.
Geht man hier aber mit System vor, dann hält sich der Spuk in Grenzen und es ist eine recht leichte und entspannte Schrauberei für einen halben Samstag Nachmittag. Nur sollte man sich im Vorfeld vielleicht einmal die Teile angesehen haben und eben auch etwaige zu ersetzende Federchen oder die beiden oben genannten Bauteile (Kunststoffkugel und Gummilager) besorgen. Es ist immer ein wenig unbefriedigend alte und defekte Teile, wenn auch nur vorübergehend, wieder verbauen zu müssen, nur weil man vergessen hat sie rechtzeitig zu bestellen!
Nach getaner und erfolgreicher Arbeit erstrahlt das Gasgestänge dann wieder in neuem alten Glanz:
Es ist wirklich erstaunlich wie unglaublich aufwendig die verschiedenen Umlenkhebelchen, Kulissenhebel und Kugelköpfe aufgebaut sind. Bereits für die späteren Modelle der Baureihe 126 gab es ASR I und ab Ende 1989 auch ASR II, jeweils mit dem damaligen Novum „E-Gas“. Sprich mit elektronischem Gaspedal, doch das war damals kein accelerate by wire, sondern eher ein Notfallgasgestänge mit Lage-Erkennung. Moderne Fahrzeuge kommen seit bald zwei Jahrzehnten ohne solche mechanischen Wunderwerke aus – doch gerade das macht den W126 in diesem Punkt so herrlich antiquiert, wie man es eben nur bei z.B. einer mechanischen Uhr erlebt: ein Wunderwerk der Technik das man zur Not auch selbst beherrschen und verstehen kann.
Wir wünschen viel Erfolg beim nachmachen!
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG