Kurzer Bericht zur Fahrt in der neuen Mercedes C-Klasse, W205

Irgendwie ist es ein wenig wie Anfang 1983, damals präsentierte Daimler-Benz den neuen kompakten Mercedes der Baureihe 201, genauer die Typen 190 und 190E.
Eine Aufruhr ging durch das kompakte Segment und vor allem die Gesellschaft der Autofahrenden und der Autobegeisterten. Viele Parallelen sind also zum Frühjahr 2014 vorhanden, denn erst vor 14 Tagen stellte Mercedes die neue C-Klasse in die Showrooms der Autohäuser mit dem Stern – die mittlerweile fünfte Generation des Einstiegs-Mercedes ist angekommen!

Ja, ich mache keinen großen Hehl daraus – ein richtiger Mercedes hat für mich einen längseingebauten Motor und verfügt über Heckantrieb. Beides ist beim „190er der Neuzeit“ in der Form zu finden.

Wie komme ich nun auf das Jahr 1983 und die Einführung des Mercedes 190? Ganz einfach, auch er war optisch ebenfalls eine fast perfekte Kopie der damals gerade drei Jahre alten S-Klasse der Baureihe 126 und wartete neben vielen Details die es zuvor nur in höheren Klassen gab eben mit einem nahezu perfekten Fahrwerk auf.

Die Raumlenker-Hinterachse ist auch heute, über 31 Jahre nach ihrer Premiere das Maß aller Dinge und wurde nach und nach auch von zahllosen Mitbewerber-Fahrzeugen kopiert.

Für die neue C-Klasse heißen die Zauberwörter nun Intelligent Drive mit Stereokamera, Voll-LED Scheinwerfer mit ILS, Luft-Ionisierung und Beduftung sowie das einzige Luftfederfahrwerk AIRMATIC in diesem Segment. Keiner seiner direkten Konkurrenten bietet mehr, ja sogar im eigenen Hause wildert die neue C-Klasse!

Und schon sind wie wieder im Jahr 1983 – damals war die mittlere Baureihe 123 gerade ein paar Monate zuvor einer großen Modellpflege unterzogen worden als der kleine Mercedes auf den Markt kam. Exakt so wie heute, die Baureihe 212 ist gerade vor einem Jahr der bis dato größten und teuersten MoPf aller Zeiten unterzogen worden – nicht auszudenken was wäre wenn dies nicht in diesem Maße ausgefallen wäre – nein, nicht darüber nachdenken. Eigentlich hat die E-Klasse so schon einen extrem schweren Stand und kann fast nur durch ihre direkte Größe (innen wie außen) punkten. Mit ein Grund ist vielleicht auch das mittlerweile etwas altbackene Design aus der Hand Peter Pfeiffers.

Doch wie fährt denn nun der jüngste Spross aus Stuttgart fragt Ihr euch? Zu recht!

Es ist allerdings gar nicht so leicht dies hier in Worten wiederzugeben, zu verschieden ist die Wahrnehmung, aber einen Versuch ist es wert. Außerdem schulde ich es einfach diesem Automobil.

Deshalb sei an dieser Stelle hier noch einmal auf unser Video verlinkt – es gibt am besten wieder was die neue C-Klasse bei einem hinterlässt, wenn man sich denn auf ihre Reize einlässt:

Vielleicht merkt man es ja an meinen Worten, denn die neue C-Klasse hat mich in ihren Bann gezogen, vielleicht auch weil sie genau zur rechten Zeit am rechten Ort war und ist. Denn bei mir steht in den nächsten 12 Monaten ein Autoneukauf an – doch keine Sorge, der Dreiliterwagen ist in keiner Gefahr. Es geht um einen neuen Alltagswagen.

Ohne AIRMATIC sollte man die neue C-Klasse nicht kaufen, denn nur so hat man eine absolute Sänfte oder einen fast reinrassigen Sportwagen auf Knopfdruck immer mit an Bord und kann darüber hinaus sogar noch über die Vorteile einer rundum permanent agierenden Niveauregulierung verfügen oder den Wagenkörper für Schlecht-Weg-Strecken sogar um ca. 3cm anheben und so über eine sehr gute Bodenfreiheit (für einen Serienwagen) verfügen. Bemerkenswert an dieser Stelle, der „Sport+“ Mode. Hierbei wird die Federung noch einmal progressiver eingestellt und verhält sich fast wie ein ABC-Fahrwerk in der S-Klasse. Praktisch ohne Seitenneigung durchzirkelt die Kompakt-Limousine jede Kurve und verfügt dennoch über bemerkenswerte Reserven. Kurzum sie bleibt auch im Sport oder Sport+ Mode sehr restkomfortabel.

Der W205 fährt sich wie er aussieht – so gelassen, so unaufgeregt wie man es von einem Baby-Benz seit jeher erwartet und doch spektakulär genug den Fahrer in den Bann zu ziehen. Seien es die tollen Details im Interieur oder die technischen Raffinessen die es unter und auf dem Blech zu entdecken gibt.

Selbstverständlich findet man als altgedienter Mercedes-Fahrer auch hier und dort Kritikpunkte: am schlimmsten und störendsten ist definitiv der Bereich der Türverkleidung um den Türsicherungs/verriegelungsstift. Dieser ist zum Glück immer während der Fahrt versenkt, doch die Ausbuchtung in der Verkleidung ist genau dort wo ich meinen Arm manchmal ablegen oder abstützen wollen würde. Ebenfalls etwas störend ist die recht weit nach vorne gerückte Kopfstützenposition der Vordersitze die sich sogar noch weiter nach vorne schieben lässt – sicherlich nicht zu 100% anatomisch durchdacht, jedenfalls hatte ich bislang noch nie solche Probleme. Sicherlich subjektiv…

Eine nette Spielerei aber technisch höchst interessant und anspruchsvoll umgesetzt: das erstmals bei Mercedes verfügbare Head-Up Display. Von hochpräzisen Linsen und sehr hellen LEDs effizient in Farbe auf die Frontscheibe projiziert kann es wirklich überzeugen, wenn sein verhältnismässig hoher Preis von rund 1.100 EURO nicht wäre. Und wie man sehr schön erkennen kann – wir verlieren nie den Blick für das wesentliche. Die Zahl 126 begleitet uns stets auch auf Testfahrten mit neuen Mercedes Modellen.

Für mich stellt sich allerdings dann doch die Frage: wie soll er denn aussehen, der Traum-C.

Darf es EXCLUSIVE oder AMG Line sein? Entweder im Look einer Mini S-Klasse oder dann doch mit dynamischen Zentralstern und großen Lufteinlässen, sportlich bis zur letzten Rille.

Für den EXCLUSIVE sprechen in jedem Fall das klassisch gehaltene Interieur mit Aussicht auf den Kühlerstern und bei der Außenansicht ganz klar der große und sehr dominante 3D-Chromkühlergrill und die klassischere Stoßfängeranmutung.

Der AMG Line besticht durch das sehr sportliche Ambiente Innen wie Außen. Vorne mit großen (Fake)Lufteinlässen, schicken AMG Leichtmetallfelgen mit sichtbaren größeren & gelochten Bremsscheiben, dynamischem Vier-Kolben Festsattel und am Heck ein Stoßfänger mit Diffusor und zwei sichtbaren und offenen Endrohrblenden (angeblich auch mit sportlicherem Sound – darauf muss ich aber noch warten bis zu einer weiteren Begegnung). Im Innenraum Sportsitze mit mehr Seitenhalt und ein schwarzer Dachhimmel.

Geschmackssache: man sieht es – für manche vielleicht leider – die Ausführung AMG Line sagt mir persönlich mehr zu. Im Übrigen stellt diese Variante einen legitimen Nachfolger des Typs 190E 2.3-16 dar, wenn denn der richtige Motor unter der Haube werkelt und die Airmatic mit Niveauaufgaben betraut wurde.

An dieser Stelle möchte ich jedem raten die neue C-Klasse einmal mit einer netten Ausstattung probe zu fahren. Es ist wie damals 1983, eine wirklich Aufbruchstimmung. So ein Automobil gab es bisher noch nicht in dieser Klasse – technisch, qualitativ und mit diesem Design.

Das Beste kennt keine Alternative. Damals wie heute.

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