Kommen wir heute zum dritten und vorerst letzten Teil unserer Berichterstattung zur kommenden, neuen S-Klasse W222.
Das hier ein revolutionäres Auto auf die Welt losgelassen wird, sollte nach Teil1 und Teil2 doch sicher jedem einleuchten, oder? Aber es kommt noch besser, viel besser!
„FOLLOW ME INTO THE DARK“
Die neue S-Klasse wird das erste Automobil das gänzlich ohne Glühlampen auskommen wird. Es gibt kein Birnchen, keine Halogen-Glühlampe und auch keinen Xenon-Brenner mehr. Alles was irgendwie illuminiert wird oder Licht abstrahlen kann wird von so genannten LEDs (Light Emitting Diodes) befeuert. Insgesamt sind das über 190 LEDs die für die Beleuchtung von Straße, Fahrzeug, Innen- und Kofferraum zuständig sind.
Ein wirkliches Novum, zumal man kurzzeitig den Eindruck bekommen konnte (in den vergangenen Jahren), Mercedes wüsste nicht so recht was man alles mit dieser Technik anfangen könnte.
Nicht nur dass LEDs sehr energieeffizient sind, nein sie haben auch die mit Abstand höchste Lebensdauer im Vergleich zu Glühbirnen und Xenonbrennern, denn nicht nur ihr Gebrauch als Ambientebeleuchtung im Innenraum macht Sinn, nein vielmehr ist es die bauraumsparende Art der Dioden die sie ebenfalls für die Fahrzeugbeleuchtung interessant machen.
Im Vergleich zu herkömmlichen Halogen-Scheinwerfern liegt der Energiehunger von Voll-LED Scheinwerfern nur noch auf einem Viertel des ursprünglichen Stromverbrauchs, was gerade in der heutigen Zeit in der um jeden Tropfen Benzin gekämpft wird und in Zeiten der CO2-Besteuerung ein wirkliches Thema ist!
Die direkten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, während Halogen-Abblendlicht 120 Watt benötigt, reichten bei Xenon-Licht schon 84 Watt. Doch der neuen S-Klasse reichen mit ihren Voll-LED Scheinwerfern gerade einmal 34 Watt aus – alle Angaben bezogen auf zwei Front-Scheinwerfer incl. Steuergeräte und weiter benötigter Perepherie.
Der Durchbruch und die Entscheidung in der neuen S-Klasse diesen Schritt nach vorne zu gehen, kam mit der Möglichkeit auf neue, leistungsstarke Single-Chip-LEDs und ein neu entwickeltes Projektionsmodul – welches die abgelenkten Lichtstrahlen spiegelt und zurückwirft – zugreifen zu können. Diese Techniken tragen auch entscheidend zur Effizienzsteigerung bei.
Bereits das Basismodell der S-Klasse erhält serienmässig modernste Voll-LED Scheinwerfer. Sie bieten dieselben Möglichkeiten wie bisher das Bi-Xenon Standardpaket im W221. Der Vorteil ist nur dass das emittierte Licht bzw. dessen Farbtemperatur mit 5.600 Kelvin deutlich näher am Tageslicht liegt als es bei Xenonlicht der Fall ist (4.200-4.400 Kelvin).
Die Lebensdauer liegt auch schon bei Xenon-Licht sehr hoch, um 150.000-200.000 Kilometer mit einem Satz Brennern sind keine Seltenheit (wenn man auf die elendige Lichtautomatik verzichtet!). Doch bei LEDs liegt sie wirklich bei der Lebensdauer des Fahrzeugs.
Im Grunde kann man den ersten Voll-LED Scheinwerfer von Mercedes, im CLS, als Feldversuch ansehen und selbst hier – so die Aussage der Entwickler mit denen wir sprechen konnten – gab es keine auffälligen Zahlen an Rückläufern.
Dennoch hat Mercedes natürlich auch einen Fehlerfall bedacht und so hat das Scheinwerfergehäuse eine ab Werk verschlossene Service-Klappe die man aufschneiden kann und so in den Scheinwerfer gelangt. Denn oftmals kann es nur an einem losgelösten Stecker liegen das sich ein Problem zeigte oder aber auch am Ausfall des Gebläses, denn die LEDs brauchen eine aktive Kühlung und es wäre nicht wirklich Klug wegen eines kleinen Bauteils gleich einen ganzen Scheinwerfer entsorgen zu müssen. Aus diesem Grund sind die Steuergeräte (ebenfalls mit großen Kühlrippen versehen) aussen am Gehäuse angebracht, nach Aussage der Entwickler stellen sie die höchste Ausfallwahrscheinlichkeit dar und selbst diese ist so gering, dass viele Kunden niemals Probleme damit haben werden.
Der Serienscheinwerfer besitzt eine Projektionslinse für die Abblendlichtfunktion und einen speziellen Fernlichtreflektor mit einer LED. Das Tagfahrlicht und der Blinker sind bei diesem Scheinwerfertyp unten angeordnet – ein gutes Unterscheidungsmerkmal. Hierbei reichen nur 33 LEDs um sämtliche Lichtfunktionen im Scheinwerfer darzustellen.
Verfügt die neue S-Klasse über die SA Intelligent Light System ILS (und bei SA Nachtsichtassistent PLUS), so besitzt der Scheinwerfer gleich zwei Projektionsmodule. Einmal für das Abblendlicht mit integriertem Kurven- und Abbiegelicht sowie gegebenfalls die Spotlight-Funktion. Der Adaptive Fernlicht-Assistent PLUS ist hier ebenfalls mit verschiedenen LEDs und einer Projektionslinse versehen. Mittels einer Roll-Blende können dynamisch voraus- oder entgegenkommende Fahrzeuge aus dem Lichtkegel ausgeblendet werden und werden so niemals durch das Licht geblendet oder gefährdet. Mögliche Eigenblendungen durch stark reflektierende Verkehrsschilder am Straßenrand werden erkannt und sogleich durch leichtes Dimmen der Scheinwerfer vermieden. Das Tagfahrlicht und der Blinker sind hier analog zu den anderen aktuellen Mercedes Modellen als Leuchtbogen oben am Scheinwerfer ausgeführt.
Doch nicht nur auf entgegenkommende Fahrzeuge nimmt die neue S-Klasse Rücksicht, erstmals in einem Serienauto feiert auch die so genannnte Mehrpegelfunktionalität ihre Weltpremiere.
Jeder kennt das, es ist Nacht und evtl. regnet es sogar und vor einem an der Ampel steht ein Auto mit leuchtenden Bremslichtern. Die neuen und schön hellen LED-Rückleuchten sind ein zwar ein starker Sicherheitsgewinn und sehen oftmals auch toll aus, doch sie können auf die Dauer sehr blenden wenn man hinter ihnen stehen muss.
Anders bei der neuen S-Klasse, hier wird in drei Stufen in Abhängigkeit des Fahrzustands, der Helligkeit des Umfelds (Tag/Nacht) mit unterschiedlicher Intensität gearbeitet.
Steht der Fahrer nachts vor einer Ampel so wird automatisch heruntergedimmt – durch eine breite Lichtverteilung wird sichergestellt dass das Licht niemals zu dunkel wird und selbst in der dunkelsten Regelstufe noch die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden.
Der erweiterte und als SA lieferbare Nachtsicht-Assistent PLUS erkennt neben Fußgängern nun auch Tiere im relevanten Bereich vor dem Fahrzeug. Das Nachtsichtsystem der dritten Generation schaltet in unbeleuchteter Umgebung zur Warnung automatisch im Display des Kombiinstruments von Tachoanzeige auf ein brillantes Nachtsichtbild um. Erkannte Fußgänger oder Tiere werden in diesem Bild farbig markiert.
Befindet sich eine Person im Warnbereich, wird zusätlich durch ein spezielles Modul im Scheinwerfer mittels Spotlight-Funktion diese Gefahrensituation mehrfach angeblinkt und hierdurch die Aufmerksamkeit des Fahrers auf die Gefahr gelenkt. Die Personenerkennung steht bei dauerhaft aktiviertem Graustufenbild nun auch innerorts zur Verfügung.
Eine weitere Neuerung ist ein zusätzlicher (Fern-)Infrarotsensor in der Kühlermaske der die bewährte Nachtsichttechnik weiter ergänzt. Er ermöglicht eine Detektion von Fußgängern in einer Entfernung von bis zu 160 Metern und von Tieren, wie Rotwild, Pferden oder Kühen, in bis zu 100 Metern.
Kurzum: noch nie gab es eine solche Assistenten-Armada in nur einem Fahrzeug zu kaufen. Alles was noch vor einigen Jahren in strenggeheimen Labors ausgetüftelt wurde und allenfalls theoretisch in manchen Showcars auf Messen präsentiert wurde wird nun Realität.
Allerdings muss man gleich dazu sagen, eine Car-to-X Kommunikation ist in der kommenden Generation noch nicht vorgesehen!
Man darf gespannt sein was die Zukunft noch bringen wird – schön zu wissen jedenfalls ist, dass bei Mercedes der Fahrer immer noch im Vordergrund steht und nicht bevormundet wird. Schließlich gibt es immer noch Leute die Benzin im Blut haben und es lieben ein Auto zu fahren, statt nur gefahren zu werden!
Als Abschluss haben wir hier noch ein tolles Innenraum-Foto eines Testwagens.
Fotos: ©fuenfkommasechs.de & Daimler AG & MB-Passion Blog, Bildretusche Dreikommanull