Endlich gibt es wieder ein paar Zeilen zum W126 wird jetzt der eine oder andere Leser denken und ja, ich habe es euch oft zugesagt und bisher leider nicht einhalten können. In Zukunft kommt aber wieder mehr zur „neuen S-Klasse„– versprochen. Doch kommen wir erstmal zum heutigen Kern der Geschichte.

Irgendwann musste ja die Quittung für zu viel Standzeit und zu wenig „Hand anlegen“ mal kommen. Doch seien wir ehrlich, es ist manchmal auch schwer, sich im genötigten Maße um den edlen, aber alten Wagen zu kümmern. Denn hier ist der W126 auch nur eine Art VW Käfer – denn er läuft und läuft und läuft… was aber nicht über seine Wartungsvorschriften hinwegtäuschen sollte. Vielleicht achtet man weniger auf die Kilometerangaben und setzt sich selbst Zeitlimits. Ich werde mal einen Wartungsplan entwickeln und demnächst hier veröffentlichen.
Im vergangenen Herbst war ich in Köln, um den TÜV zu erneuern und mich in der alten Heimat etwas umzusehen. Die Wettervorhersage war bestens und so war der Kurztrip schnell geplant. Es ging selbstverständlich wieder zu meinem Lieblings-TÜV bzw. GTÜ-Menschen, SAVAG in Dormagen. Dort hatte ich zuvor auch bereits das H-Gutachen ertstellen lassen – Petrolheads treffen eben gerne auf Petrolheads.
Auf der Rückfahrt – selbstverständlich mit frischer Plakette – frei nach Murphy, merkte ich zunehmend leichte Geräusche die mit steigender Geschwindigkeit auch hörbarer wurden. Man merkte es im Lenkrad, aber es war noch nicht so schlimm, alles lange nicht besorgniserregend.
Abends auf der Rückfahrt von Düsseldorf nach Köln dann klang es allerdings schon gar nicht mehr so gut und ich bin dann sogar auf der Autobahn auf einen Parkplatz gefahren um Reifen, Radschrauben, Bremsen und den Unterboden abzuleuchten. Nichts! Spätestens hier war für mich klar – es kann sich nur um ein Radlager handeln.
Die Rückfahrt dann am Sonntag von Köln nach Hamburg wurde mit maximal 100 km/h angetreten und durchweg zwei Händen fest am Lenkrad, immer wieder mit kurzen Pausen und Check der Temperaturen der vorderen Felgen. Durchaus anstrengend so zu fahren, aber sicher ist sicher und die BlechDiva hat es am Ende problemlos geschafft – auch wenn es mir hinter dem Lenkrad durch Mark und Bein ging.
Da stand sie nun, mit frischem TÜV und neuen schönen Erinnerungen aber malade und etwas „geh faul“ auf ihrem Stellplatz. In Ermangelung einer eigenen schnieken Halle oder kleinen Werkstatt musste ich nun erst einmal warten, bis die Temperaturen (in der Tiefgarage) wieder angenehmer werden würden. Hibernation einmal anders.
Ende März war es dann endlich soweit und ich habe mich wirklich gefreut wieder einmal an dem Wagen Hand anzulegen. Das letzte Mal dass ich die Radlager und Bremsscheiben in der Hand hatte lag schon weit über 15 Jahre zurück (da merkt man den Wartungsstau – zukünftig wird alle fünf Jahre stumpf die Fettpackung der Radlager erneuert).
Dass der W126 noch aus der Ära der unverwüstlichen Fahrzeuge entstammt, sieht man schon an seiner (durchaus filigranen) aber auch Bulletproof“ Vorderachskonstruktion (welche teilmodifiziert vom W116 übernommen wurde, welcher sie wiederum vom rollenden Labor, dem C111 übernommen hatte).
Zunächst demontiert man den Bremssattel um anschließend die Nabenkappe abzuschlagen, nun entfernt man die kleine Entstörfeder und löst die Radlagerschraube. Anschließend kann man die Radnabe mit samt der Bremsscheibe abziehen.
Der Rest erklärt sich eigentlich von selbst – vielleicht noch ein Hack (neudeutsch für Tipp) an die Selbstschrauber: man kann die Radnabe mitsamt Bremsscheibe in das demontierte Rad schrauben, sich daraufsetzen und spart sich so einen Schraubstock um die Bremsscheibe von der Nabe zu trennen – sie ist ja von innen mit fünf großen M12-Schrauben befestigt. Stabile LKW-Technik eben.
Bei diesen Tätigkeiten kann man auch vorsichtig den ABS-Sensor (Achtung, die Spitze ist magnetisch) und den Segmentring an der Radnabe reinigen. Dann greift auch das ABS wieder sensibel ein und es kommt nicht zu Fehlauslösungen bei langsamer Bremsung vor der Ampel o.ä.
Ein Wort noch zum Schaden an den Radlagern. Vermutlich durch viel zu hohe Standzeit in Verbindung mit einem klitzekleinen Vorschaden an einer Rolle verursachten einen massiven Schaden an der inneren Radlagerschale des äußeren Radlagers auf der Beifahrerseite. Deshalb, besser in gewissen Abständen die Hochtemperaturfettpackung erneuern.
Schön auch, dass derzeit die benötigten Ersatzteile preislich nicht der Rede wert sind – aber das wird nicht immer so bleiben, deshalb bietet es sich an, durchaus mal einen Radlager-Rep.Satz und vielleicht auch Bremsscheiben wegzulegen.
Auf eine schöne Saison mit den Mercedes-Klassikern.
Hinweis: es macht übrigens gleich noch mehr Spaß, wenn sich Mercedes-Oldtimer Piloten auf der Straße grüßen… ganz so wie es früher Porsche-Fahrer (356/911er) machten, gefolgt von Mini-Fahrern (Urmodell) und es auch bei Morgan, Defender (altes Modell) und G-Klasse (altes Modell) Besitzern der Fall ist.